Samstag, 11. Januar 2014

Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) - Artikelserie: Wie schlägt man den Markt?

Im zweiten Teil der Artikelserie "Wie schlägt man den Markt?" haben wir uns angeschaut, wie man als Anleger davon profitieren kann, wenn die Auswahl von Aktien aufgrund des KGVs getroffen wird. Studien hatten gezeigt, dass es in vielen Fällen vorteilhaft war, Aktien mit einem niedrigen KGV zu erwerben.
Im dritten und letzten Teil der kleinen Artikelserie schauen wir nun auf eine weitere wichtige Kennzahl, nämlich auf das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) und prüfen wie man es möglicherweise profitabel einsetzen kann.

Cashflow pro Aktie
Der Cashflow pro Aktie eines Unternehmens berechnet sich aus der Differenz
Mittelzufluss - Mittelabfluss (also  Cashflow aus der operativen Tätigkeit) dividiert durch die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien.
Im Gegensatz zum Gewinn zeigt der Cashflow was tatsächlich als "Cash" in die Kasse fließt und stellt daher eine noch aussagekräftigere Kenngröße dar. Denn in der Cashflow-Rechnung werden einige Größen (wie Abschreibungen oder Rückstellungen), die den Gewinn beeinflussen, mit berücksichtigt und lassen sich vom Management nicht so einfach beeinflussen.
Der Cashflow (Geldfluss) gilt als Indikator für die Finanzkraft eines Unternehmen und dessen Fähigkeit, zukünftige Schulden zu tilgen, Investitionen durchzuführen und natürlich Dividenden an Anleger auszuschütten. Dieser sollte natürlich positiv sein, denn ein negativer Cashflow über einen längeren Zeitraum deutet auf die Gefahr hin, dass dem Unternehmen die Liquidität knapp wird oder irgendwann sogar aufgebraucht ist. Als Folge könnten Rechnungen nicht mehr pünktlich oder gar nicht beglichen werden, Dividendenzahlungen ausbleiben und schlimmstenfalls ein Unternehmen in die Insolvenz führen.
comdirect

Kurs-Cashflow-Verhältnis
Der Kurswert der Aktie dividiert durch den Cashflow pro Aktie ergibt die Kenngröße KCV. Ähnlich wie beim KGV gilt, je niedriger der Wert, desto günstiger ist die Aktie vom Preis her. Allerdings schwankt der Wert des KCV ziemlich stark und es bietet sich an zusätzlich auf den historischen Verlauf zu blicken.

Bei Cortal Consors unter "Finanzkennzahlen" sind diese Werte für zahlreiche Aktien für die zurückliegenden drei Jahre aufgelistet. Alternativ sind auf nasdaq.com unter "Income Statement" etliche Angaben über den Cashflow eine Unternehmens zu finden.

Im Durchschnitt eines breiten Aktienmarktes gelten Werte des KCV zwischen 15 und 18 als "fair" bewertet. Bei tieferen Werten sind Aktien eher preisgünstig, darüber eher teuer. Natürlich sind solche konkreten Zahlen lediglich als Richtwert zu verstehen und hängen unter anderem von der Branche ab.
Analog zum KGV lässt sich diese Kenngröße lediglich auf Basis von Vergangenheitswerten bestimmen, denn der konkrete Cashflow pro Aktie eines Unternehmens ist im Voraus nicht bekannt und unterliegt gerade bei größeren Investitionen oder Verkäufen ziemlich hohen Schwankungen.

Im letzten Artikel hatte ich bereits die drei großen Rückversicherer Münchener Rück, Swiss Re und Hannover Rück genannt und dass alle vom KGV her günstig aussehen. Schauen wir auf die derzeitige Bewertung inklusive des KCV (Stand Mitte Januar 2014):

Münchener Rück
KGV: 9,2
KCV: 18,6

Hannover Rück
KGV: 8,7
KCV: 22,7

Swiss Re
KGV: 10,1
KCV: 13,7

Wenn man nun beide Kennzahlen KGV und KCV zusammen betrachtet, entdeckt man doch noch unterschiedliche Bewertungen und derzeit scheint die Swiss Re insgesamt am attraktivsten bewertet.

Auch zum KCV habe ich Untersuchungen gefunden. Einmal zum US-amerikanischen Dow Jones Industrial Average im Zeitraum von 1950 bis 2005. Hätte man in diesem Zeitraum jeweils jährlich ein Depot aus Titeln mit einem KCV unter 15 zusammengestellt, hätte dieses eine jährliche Performance um 20% erreicht, während der gesamte Index (Dow Jones) die am Aktienmarkt bekannten Werte um 8% erzielen konnte.

Ähnlich wie beim KGV wurde eine ähnliche Studie über das KCV auch beim S&P 500 im Zeitraum 2000 bis 2012 durchgeführt. Konkret wurden jeweils am Jahresanfang die 100 Aktien mit dem niedrigsten KCV aus dem S&P 500 gekauft und diese mit dem Gesamt-Index verglichen. Die Gesamtrendite der 100 ausgewählten Aktien war sogar noch besser als bei der Untersuchung über das KGV.

Gerade bei Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell können allgemeine Korrekturen oder gar Bärenmärkte die dazugehörige Aktie regelrecht zum Schnäppchen werden lassen.
Allerdings muss man grundsätzlich auf der Hut sein. Denn der gefallene Aktienkurs lässt den Titel zunächst günstig erscheinen, aber der sinkende Cashflow könnte in der Folgezeit das KCV wieder erhöhen.

Wie lassen sich die Kennzahlen nun nutzen?
Natürlich ist es für einen Privatanleger nicht möglich jährlich 100 Einzel-Aktien auszuwählen und sie in das eigene Depot zu kaufen. Die Ergebnisse dieser Studien beruhen auf Vergangenheitswerte. Sie werden möglicherweise auch in der Zukunft funktionieren, aber man sollte sich darauf einstellen, dass es auch Jahre gibt, in denen diese Vorgehensweise nicht erfolgreich ist und man auf zahlreiche Transaktionskosten sitzen bleibt.
Aber eine mögliche Filterfunktion wäre zusammenfassend folgende:

1.) Auswahl der 100 Aktien aus dem S&P 500 (oder Stoxx Europe 600) mit dem kleinsten KGV
2.) anschließend Filterung der Aktien mit einem KCV < 15 (alternativ die 20 günstigsten aufgrund des KCV aus Auswahl 1.) )
3.) auf Wunsch jetzt noch weitere Filterung z.B. nach der Höhe der Dividendenrendite

Jetzt müssten etwa 10 Aktien übrig bleiben, die man gleichgewichtet (um den ersten Artikel dieser Serie zu berücksichtigen) in sein Depot kauft.

Das war der dritte und letzte Teil der Artikelserie: Wie schlägt man den Markt?
Teil 1 - Gleichgewichtete ETF
Teil 2 - Kurs-Gewinn-Verhältnis
Teil 3 - Kurs-Cashflow-Verhältnis

Falls Sie die Themen "günstige und aussichtsreiche Einzel-Aktien erwerben" und "Kennzahlen von Aktien" interessiert, können Sie in den nächsten Wochen und Monaten auf "Aktien - Beteiligung am Produktivkapital" weiteres zu dieser Thematik erfahren.

Zum Weiterlesen:

10 Kommentare:

  1. Hallo Lars,

    als regelmäßiger Leser deines Blogs kann ich dich nur loben über diese wieder hevorragende Artikelserie. Du hast hier sehr spannende Methoden herausgearbeitet, die mich zu ein paar Fragen verleiten:

    1. Kennst du eine gute Quelle, die diese Kennzahlen möglichst in Form einer Excel-Tabelle zur Verfügung stellt (für die gängigen Aktienindices)?

    2.Gibt es diese Strategie oder eine Ähnliche vielleicht schon in Form eines ETFs?

    3. Macht es aus deiner Sicht vielleicht Sinn neben deinem High Yield/ Dividendendepot und Aristokratendepot auch mal diese Strategie in Form eines Depots auf deiner Seite zu testen?

    Danke nochmal für deinen klasse Blog.

    Viele Grüße
    Stefan

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    1. Hallo Stefan,
      als Kunde Deines Brokers bzw. Deiner Bank müsstest Du diese Kennzahlen für die meisten Indizes abrufen können. Ich beziehe meine Informationen über Cortal Consors und Comdirect. Dort gibt es zwar keine Excel-Datei, aber man kann sich dort Ranglisten anzeigen.

      Zur Gleichgewichtung hatte ich bereits unter dem ersten Artikel zwei ETFs genannt. Übrigens auch der hier oft genannte und besprochene Global X Super Dividend wendet bei seinen 100 Titeln im Portfolio eine Gleichgewichtung an.

      Es gibt sicher bereits Strategie-ETFs, die das KGV oder KCV verwenden, aber die müsste ich auch erst einmal suchen.

      Mittlerweile habe ich zwei Musterdepots, die regelmäßig gepflegt werden müssen. Ein weiteres wird von der Zeit her wohl nicht klappen.

      Viele Grüße, danke für die Blumen und viel Erfolg!

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  2. Hallo Lars,

    Kompliment für die gute Arbeit!

    Eine Frage von mir: Kennst du eine Seite auf der aufgelistet ist, welche ETFs in Deutschland zugelassen bzw. im Bundesanzeiger veröffentlicht sind und somit keine Strafsteuer fällig wird?

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  3. Hey Lars,

    die Frage meines Vorgängers würde mich auch sehr interessieren. Gibt es da ne Übersicht oder soetwas??

    Grüße

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    1. Mir ist eine derartige Seite nicht bekannt. Aber man kann ja eine Liste von interessanten ETFs zusammenstellen und erst einmal prüfen, welche Investments zur eigenen Anlagephiliosophie passen und vor allem auch verstehen, was im Investment enthalten ist.

      Anschließend lässt sich diese Auswahl mit copy&paste der ISIN dahingehend untersuchen, welche ETFs im Bundesanzeiger gelistet sind.

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  4. Hallo Lars,
    könntest du das vielleicht noch einmal näher erklären? Das wäre wirklich interessant für mich. Kann man das online im Bundesanzeiger nachsehen? Wie lautet denn da die Internetadresse? Und was genau muss da dann bei dem ETF dabeistehen?

    Danke und viele Grüße

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  5. Hallo Lars,

    ich hätte einen Vorschlag zu deinen ETF Auflistungen: Einige davon sind ja instransparent und andere wiederum von vornhinein durch viel Quellensteuer belastet. Das alles kann die Auschüttungsrendite erheblich schmälern.

    Damit also klar wird, wieviel Nettorendite man bei den einzelnen ETF Ausschüttungen zu erwarten hat, könntest Du bzw. auch die anderen Forenbesucher mal ihre Erfahrungen mit den Abzügen hier posten (evtl. in einem neuen Beitrag ?).

    Viele Grüße
    Frank

    Was

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  6. Wenn man in Google den Begriff "Bundesanzeiger" eingibt, erscheint als erstes Suchergebnis gleich die Web-Adresse zu www.bundesanzeiger.de
    Die Adresse hatte ich auch in dem Artikel über die intransparente Fonds/ETFs verlinkt.
    Dort erfährt man auch, dass eine Schätzungssteuer anfallen kann, aber nicht immer in jedem Fall anfallen muss.
    Im Bundesanzeiger gibt man in der Suche die ISIN des ETF ein. Erscheint der ETF dort, ist er gelistet und es fällt keine Schätzungssteuer an. Bleibt die Suche ergebnislos, besteht die Möglichkeit einer Schätzungssteuer.

    Bei den meisten hier vorgestellten ETFs habe ich den Hinweis zur möglichen Intransparenz im Artikel mit angegeben. Unter den Artikeln zum jeweiligen ETF können gerne Erfahrungsberichte jeglicher Art als Kommentar gesammelt werden.

    Einen Artikel zur ausländischen Quellensteuer hatte ich früher bereits verfasst. Dort steht auch drin, dass ETFs aus den USA bzgl. der Quellensteuer für die Besteuerung in Deutschland unproblematisch sind.

    Wer weitergehende spezifische steuerliche Fragen hat, der sollte einen Steuerberater zu Rate ziehen.

    VG
    Lars

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  7. Hallo, als Screener für Aktien kann man sehr gut das Tool von Financial Times verwenden. Das Tool ist kostenlos: http://markets.ft.com/screener/customscreen.asp

    VG
    Martin

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  8. Hallo,
    Ein anderer Screener ist hier:
    finviz.com/screener.ashx

    Mit diesen zwei Internetseiten ließe sich das beschriebene Konzept eigentlich recht gut machbar in die Tat umsetzen!

    Beste Grüße,
    Micha

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