Dienstag, 3. Dezember 2013

Gibt es noch attraktive Investments, die nicht "teuer" sind?

Besonders der Aktienmarkt in den USA und teilweise auch in Europa gilt als "schon sehr weit gelaufen" und nicht wenige Leute - inklusive meiner Person - erwarten eine baldige Korrektur. Daher stellt sich zurecht die Frage, wie man denn nun seine Ersparnisse weiter anlegen kann. Denn schließlich soll ja das passive Einkommen in Form von Zinsen und Dividenden weiter erhöht werden. Mit einem Berg aus Geld, was nutzlos auf dem Tagesgeldkonto herumliegt - sofern man keine baldige Anschaffung plant - lässt sich dieses Ziel nicht erreichen.

Mit den Newsletter-Ausgaben können Abonnenten verfolgen, welche Wertpapiere ich derzeit für interessant oder günstig halte. Das bedeutet aber nicht, dass sämtliche Investments von mir auch letztendlich gekauft werden. Jedoch hat es Vorteile, wenn man sich solch eine Watchlist zusammenstellt. Wertpapiere zu beobachten kann durchaus eine Geduldsprobe sein. Zwar kann man als jemand, der Investments mit einer regelmäßigen Ausschüttung bevorzugt, quasi zu jeder Zeit derartige Wertpapiere kaufen. Allerdings ist es natürlich vorteilhaft diese dann auch zu einem günstigen Preis zu bekommen. Denn ein günstiger Einkaufspreis bedeutet einen höheren "Yield On Cost"-Wert. Oder anders ausgedrückt, man bekommt einfach einen höheren Ertrag für sein Geld.

Jetzt werden Sie sich wahrscheinlich fragen, wann denn ein Investment preisgünstig ist? Dazu gibt es verschiedene Bewertungsmaßstäbe, die bestimmt alle ihre Berechtigung haben, aber eine ultimative Antwort muss ich Ihnen an dieser Stelle schuldig bleiben. Einige nutzen die Charttechnik und andere prüfen Fundamentaldaten. Möglicherweise liegt die Wahrheit, wie so oft, in der Mitte bzw. wenn man alle Bewertungsmaßstäbe kombiniert.

Meine Vorgehensweise ist folgende: Ich schaue mir als erstes an, ob die jeweilige Ertragsausschüttung des Investments in den zurückliegenden Jahren ansteigend oder zumindest stabil war. Natürlich bedeutet eine stabile Ertragsausschüttung keine Garantie für die Zukunft, dass dies auch weiterhin so beibehalten wird. Aber diese historische Größe finde ich zuverlässiger als Kursbewegungen vorherzusagen.

Als nächsten Schritt betrachte ich die Kursentwicklung der letzten Monate und auch Jahre. Sollte der Kurs zuletzt deutlich stärker angestiegen sein als der Ertrag und gleichzeitig der Abstand zum gleitenden Durchschnitt immer größer geworden sein, ist dieses Investment für mich kein Schnäppchen (mehr). Sollte der Kurswert aber zuletzt keinen größeren Anstieg vollzogen haben oder gar in eine Rückwärtsbewegung hineingeraten sein, dann wird das Investment für mich interessant, da es potenziell günstig zu erwerben ist. Kursbewegungen werden vom Zusammenspiel aller Marktteilnehmer erzeugt und dabei neigen diese Bewegungen nicht selten zu Übertreibungen. Schon die Ankündigung, dass der Gewinn eines Unternehmens nicht so hoch ausfällt wie allgemein erwartet worden ist, könnte zum Beispiel bei einer Aktie eine Korrekturbewegung auslösen, die auch durchaus einen Abschlag von 10% und mehr zur Folge haben kann.

Hier einige Beispiele:
(An dieser Stelle erfolgt explizit der Hinweis, dass die erwähnten Wertpapiere keine Kaufempfehlung von mir sind!)

SPDR S&P Emerging Markets Dividend ETF (ISIN: IE00B6YX5B26)
Ein ETF, der dividendenstarke Titel aus den globalen Schwellenländern im Portfolio hat. 2013 gab es einen Ertrag von 0,87 Euro, was eine Ertragssteigerung von fast 20% im Vergleich zu 2012 bedeutet. Gleichzeitig ist der Kurs von 18 bis 19 Euro aus dem Jahr 2012 auf aktuell 14,95 Euro zurückgegangen. Das heißt selbst wenn der Ertrag im Jahr 2014 nicht ansteigt, sondern etwa gleich bleibt, könnte man mit einem aktuellen Erwerb dieses ETFs einen YOC-Wert von rund 5,8% erwarten.

Johnson&Johnson (ISIN: US4781601046)
Im Jahr 2013 betrug der Dividendenertrag 1,95 Euro bei einem aktuellen Kurswert um 70 Euro, das ergibt 2,8% Dividendenrendite. Im Jahr 2012 lag die Dividendenrendite noch bei 3,5%. Ich bin der Meinung, dass Johnson&Johnson langfristig weiterhin ein durchaus gutes Investment ist, dieser Titel gilt als einer der Vorzeige-Aristokraten. Aber der Kaufpreis ist eben derzeit nicht gerade günstig. Als Beispiel könnte man jetzt hergehen und sagen, erst wenn die aktuelle Dividendenrendite wieder bei 3,5% liegt, ist dieser Wert ein günstiger Kaufpreis. Das würde derzeit einem Kurswert von 55 Euro entsprechen.

Südzucker (ISIN: DE0007297004)
Südzucker hatte im Jahr 2012 einen mittleren Kurswert von etwa 26 Euro. Der im selben Jahr ausgeschüttete Ertrag lag bei 0,70 Euro, also eine Dividendenrendite von 2,7%. Im Jahr 2013 wurden 0,90 Euro pro Aktie als Dividende ausgeschüttet. Selbst wenn dieser Wert im Jahr 2014 nicht erhöht werden würde, läge der Wert YOC bei dem aktuellen Kurswert von 18,55 Euro bei 4,8%.
Natürlich könnte als Folge des Kursrückganges bzw. der mögliche Gewinnrückgang des Unternehmens eine Dividendenkürzung auftreten. Aber das Risiko kann man selbst bei Konzernen mit einer in der Vergangenheit ansteigenden Ertragsausschüttung nicht komplett ausschließen. So etwas nennt man auch "unternehmerisches Risiko".

Global X SuperDividend ETF (ISIN: US37950E5490)
Dieser ETF wird im Jahr 2013 etwa 1,35 Euro pro ETF-Anteil ausgeschüttet haben. Das ist eine kleine Steigerung im Vergleich zum Jahr 2012 und bedeutet eine Dividendenrendite von 7,8% (basierend auf dem mittleren Kurspreis 2013). Der Kursanstieg im Jahr 2013 betrug 5 bis 6%, also wenig im Vergleich zu DAX, Euro Stoxx und Dow Jones.
Natürlich weiß man nicht genau, wie der Ertrag von High Yield - Investments in den kommenden Monaten weitergehen wird, aber mit dem aktuellen Kurs holt man sich ein Wertpapier mit einem YOC-Wert von mindestens 7,5% ins Depot.

Generell sind zuletzt auch einige große Tabakunternehmen wie Philip Morris (ISIN: US7181721090) oder Imperial Tobacco Group (ISIN GB0004544929) vom Preis her etwas zurückgekommen und könnten vom Kaufpreis her attraktiv werden.
Das Online-Depotkonto der DAB bank

Jetzt finden wir wieder den Bogen zurück, warum es sinnvoll ist sich eine Watchlist von potenziell interessanten Investments zusammenzustellen. Denn diese Liste kann man nun regelmäßig (einmal pro Woche reicht meiner Meinung nach völlig aus) überprüfen, ob es dort günstige Wertpapiere gibt. Wenn ja, sollte man man diese in dem persönlich festgelegten Investitionszyklus kaufen. Es kann sein, dass Sie einen Kauf pro Quartal durchführen möchten, andere kaufen monatlich, je nachdem wie viel Geld auch gerade zur Verfügung steht. Mit diesem Vorgehen lassen sich selbst in Zeiten wie diesen, das Aktien insgesamt als bereits "weit gelaufen" gelten, diszipliniert seine Investitionen fortsetzen.
Wie ist es bei Ihnen? Haben Sie eine Watchlist mit Wertpapieren, die Sie vor dem Kauf eine Weile beobachten? Oder welche Kaufkriterien nutzen Sie?

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare:

  1. Hi Lars,

    vielleicht ein Artikel mit unausgesprochen perfektem Timing, sollte der heutige Tag der Start einer größeren Korrektur werden ;-)

    Für alle Langfristinvestoren mit Ambitionen in Richtung passives Einkommen, ist die Frage nach "billig oder teuer" definitiv von nicht zu unterschätzender Bedeutung!

    Neben der historischen Dividendenrendite als Anhaltspunkt, kann auch das historische KGV betrachtet werden.

    Viele benutzen das KGV mit fixen Werten, um ihre Watchlist zu füllen, ich denke jedoch, dass dieser Wert sehr Branchen/Sektor-abhängig ist und vielleicht sogar ein Eigenleben für jede einzelne Aktie hat.

    Vielen Dank auch für den Hinweis auf den Global X SuperDividend ETF, die Rendite scheint ja zu gut um wahr zu sein, ich werde mir das Papier demnächst mal näher anschauen.

    Beste Grüße und weiter so!
    Wochenendinvestor

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  2. Definitiv gibt es noch einige lohnende Investments an der Börse. z.B. Lorrilard mit einer aktuellen Div. Rendite von 4,32%.

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