Montag, 24. Juni 2013

Vorteile von Dividenden-Investments

Bei den meisten Leuten, mit denen ich über den Aktienmarkt spreche, ist das Wissen darüber in der Regel sehr dünn. Aktien werden gleichgesetzt mit wilden Spekulationen, hohem Verlustrisiko und der Bezug zur Altersvorsorge mit Aktien ist quasi nicht vorhanden. Wenn ich weiter von erfolgreichen Investments in Aktien berichte, kommt direkt oder indirekt die Bemerkung, dass derjenige halt Glück gehabt habe. Die meisten denken lediglich an Kurssteigerungen, aber ein regelmäßiges passives Einkommen durch Dividendenerträge ist kaum bekannt.
In diesem Artikel möchte ich daher zusammentragen, welche Vorteile erfolgreiche Investitionen in Aktien haben, die eine zuverlässige Dividendenausschüttung erwarten lassen.



langfristige Geldanlage
Zunächst einmal ist eine Geldanlage in Aktien im wahrsten Sinne des Worts langfristig zu sehen. Wir sprechen hier von mindestens fünf bis zehn, eher aber über zehn Jahre, in der das verfügbare Kapital investiert bleibt. Wer in ein bis zwei Jahren ein neues Auto kaufen oder gar eine Immobilie erwerben möchte, der sollte mit dem dafür vorgesehenen Geld keine Aktien kaufen. Zusätzlich macht es keinen Sinn nach dem Aktienkauf gleich betrübt zu sein, wenn vier Wochen später der Kurs 5% niedriger steht. Das gehört zu volatilen Wertpapieren dazu und ist völlig normal.

Dividendenrendite ist ziemlich stabil
In den zurückliegenden rund 20 Jahren konnte man am Aktienmarkt eine jährliche Rendite von über 8% p.a. erzielen. Der Anteil der Dividenden an dieser Rendite liegt bei oder etwas über 40%. Beide Angaben sind vielen Menschen gar nicht bewusst. Betrachten wir nun die Stetigkeit von Kursveränderungen pro Jahr und und jährliche Dividendenrendite im breiten US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 seit dem Jahr 1999 in einem Diagramm.


Zwar beträgt der durchschnittliche Kursanstieg (ohne die Dividende) pro Jahr etwa 5 bis 6% pro Jahr, jedoch trifft dieser "Erwartungswert" nur in den allerwenigsten Jahren ein und die Kursentwicklung war Jahr für Jahr extrem unterschiedlich. Entweder der jährliche Kursanstieg (blau) pro Jahr war sehr viel höher oder es gab in einzelnen Jahren kräftige Verluste. Ganz anders sieht das Bild bei der Dividendenrendite (grün) aus. Diese bewegt sich mit erheblich geringerer Schwankung um den Erwartungswert als der Kurswert. Gerade wer Aktien zum Beispiel als Altersvorsorge nutzen möchte, um im Ruhestand ein passives Einkommen zu erhalten, hat bei regelmäßigen Dividendenausschüttungen eine viel bessere Planungssicherheit als wenn er pro Jahr Aktienanteile verkaufen möchte. Wenn es dumm läuft, verkauft man Anteile gerade nach kräftigen Abschlägen von 20 bis 30%, also wenn Aktien billig sind.

Die Größe "yield on cost" (YOC)
Für eine langfristige Investition in Dividenden-Aktien gibt es eine Größe, die Sie sich merken sollten:
Die Höhe der jährlichen Dividendenausschüttung dividiert durch den durchschnittlichen Einkaufspreis des Wertpapieres und diesen Wert mit dem Faktor 100 multipliziert, ergibt den jährlichen prozentualen Ertrag pro Kosten.
Solange die Anteile der Wertpapiere unverändert bleiben, wird der jährliche prozentuale Ertrag pro Kosten oder "yield on cost" ansteigen, wenn das jeweilige Unternehmen die Dividendenausschüttung pro Aktie (oder pro ETF-Anteil) erhöht.

Beispiel: Jemand kauft 100 Aktien des Unternehmens "Ertragsriese" für 5.000 Euro und erhält dafür 80 Euro Dividende ausgezahlt. Nach 10 Jahren erhält man für diese 100 Aktien eine Dividende von 240 Euro ausgezahlt. Bei der ersten Ausschüttung lag die Dividendenrendite bei 1,6%, nach zehn Jahren betrug der "yield on cost" allerdings 4,8%.
Der Unterschied zur Dividendenrendite beträgt darin, dass der Kurs der Aktie wahrscheinlich ebenfalls angestiegen ist. Möglicherweise um denselben Faktor, wie die Dividendenausschüttung angehoben wurde. Dann betrüge die Dividendenrendite (also Dividende pro Kurswert) weiterhin 1,6%, während für den Investor, der die Aktien vom Unternehmen "Ertragsriese" vor zehn Jahren kaufte, der jährliche prozentuale Ertrag pro Kosten bei den genannten 4,8% läge.

Der genannte Fall für einen stetigen Anstieg des Dividendenertrags über viele Jahre hinweg ist ein klassisches Beispiel für Dividenden-Aristokraten.

Wichtig ist als Investor der unterschiedliche Blickwinkel. Der Spekulant schaut sich die Kursentwicklung an. Der Investor schaut darauf wie hoch sein Yield on Cost in einem Zeitfenster von 5, 10 oder noch mehr Jahren aussieht.

Sollten in der Zwischenzeit entweder durch Reinvestition oder durch Erwerb weitere Aktien hinzugekauft worden sein, muss der durchschnittliche Einkaufspreis entsprechend angepasst werden.

Reinvestition als Renditeturbo
Wer nicht nur Aktien oder ETFs mit einer ansteigenden Dividendenausschüttung kaufen und liegen lassen möchte, sondern noch schneller ansteigende Dividendenausschüttungen erzielen will, der investiert die ausgeschüttete Dividende unverzüglich wieder. Dies geschieht, indem gleich am Tag der Ausschüttung zusätzliche Aktien oder Anteile von Aktien-ETFs gekauft werden, die dann entsprechend günstiger sind, weil die Dividenden vom Kurs abgezogen wird. Dieses Vorgehen erweist sich als Renditeturbo, weil nicht nur die Höhe der Dividendenausschüttung pro Aktie oder ETF-Anteil zunimmt, sondern gleichzeitig auch die zusätzlich erworbenen Aktien oder Wertpapier-Anteile ebenfalls einen Dividendenertrag bringen. Die Macht des Zinseszinses kann sich hier voll entfalten. Wer wirklich durch Dividenden reich werden möchte, dem ist zu empfehlen die Dividendenausschüttungen konsequent zu reinvestieren. Zwar kann man mit dieser Methode nicht schnell reich werden, aber steuert langfristig systematisch auf nachhaltigen finanziellen Wohlstand hin.

Zum Weiterlesen:

4 Kommentare:

  1. Man sollte freilich auch nicht so tun, als ob es ein Naturgesetz für stetig steigende Dividenden und Kurse gäbe. Es gibt nicht wenige ehemalige Bluechips, bei denen ist es genau umgekehrt, da fallen die Kurse und sinken die Dividenden, da ist nichts mit Renditeturbo. Beispiele gefällig: NOKIA, Dell, Telefonica, E-on, RWE.
    So einfach, man investiere sein gespartes Geld in dividendenstarke Titel und hat keine Probleme mit der Altersversorgung mehr, ist es nicht. Telefonica hatte beispielsweise einen Kurs von über 20 EUR und eine Dividendenrendite von 10 %. Jetzt ist der Kurs bei 10 EUR und die Dividende bei 0 %.
    Das was Sie YOC nennen, nenne ich persönliche Dividendenrendite.

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    1. Natürlich sollte man nicht wahllos Aktien kaufen, wobei die langjährigen Dividenden-Aristokraten bereits recht sichere Aktien sind.

      Dennoch ist in jedem Fall eine ausreichende Diversifikation zu beachten. Bei zehn oder fünfzehn Aristokraten ist es schon recht wahrscheinlich, dass die Mehrheit über lange Zeit hinweg profitabel bleibt. Das gilt in noch stärkerem Maße bei ETFs, die noch mehr Aktien im Portfolio haben.

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  2. Ich halte die persönliche Dividendenrendite bzw. YOC für reine Augenwischerei. Wenn ich möglichst viel Ausschüttung will und beispielsweise vor 20 Jahren McDonalds gekauft habe und der YOC heute bei über 20% liegt, nützt mir das auch nicht, wenn jetzt doch nur 2,x% im Jahr ausgeschüttet werden.
    Für mich ist das nur eine Ausrede der Dividendenjäger doch mal ein paar Blue Chips mit geringerer Ausschüttung ins Depot zu legen ;-)
    Das Dividendentitel eine Outperformance gegenüber der Marktrendite erwirtschaften ist ebenso wenig bewiesen. Aber bei dem aktuellen Hype um dieses Thema werden wir in 20 Jahren genug Depots zum vergleichen haben.

    10-15 Titel sind nicht ausreichend für eine Diversifikation, auch dann besteht immer noch eine ausreichend große Chance, dass man deutlich unter der Marktrendite landet. Eine schönen Ausarbeitung zu diesem Thema ist dieser Beitrag: http://www.wertpapier-forum.de/topic/41412-analyse-der-renditeverteilung-bei-einer-stochastischen-auswahl-von-n-tupel-im-deutschen-anlageuniversum-im-zeitraum-t/

    Daher lautet meine Empfehlung für Kleinanleger immer in ETFs zu investieren, da man nur so kostengünstig die Marktrendite bekommt. Und man sollte immer im Kopf behalten, dass man nur ein Anlegerleben hat und ich persönlich belasse es damit bei Experimenten und lebe mit der Marktrendite.

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  3. Irgendwie wird mit der Dividende immer die Ausschüttung gemeint , dieses ist FALSCH . Die Dividende ist NICHT die Ausschüttung . Die Dividende gibt an , wieviel ( Dividieren ) Gewinn auf eine Aktie entfällt . Also bei 100 Aktien 200 Euro Gewinn gleich Dividende 2,00 Euro pro Aktie . Die Ausschüttungsquote oder auch Pay out Ratio , gibt an wieviel von der Dividende auch ausgeschüttet wird. Das ist der weit verbreitete Fehler . Es gibt nur in den seltesten Fällen eine 100 Prozentige Dividendenausschüttung. Erst dann könnte mann von Dividendenkomplettzahlung sprechen . D.h. habe ich eine Ausschüttung von 70 Prozent der Dividende also von den 2,00 Euro Dividende 70 Prozent gleich 1,40 Euro , verbleibt immer noch 30 Prozent der Dividende ( 2,00 Euro ) gleich 0,60 Euro im UN und kann in der Zukunft zu Gewinnsteigerung beitragen . Die Dividende muss auf die Aktie umgelegt werden . Dieses ist das am häufigsten falsch verstandene Wissen über Dividenden . Somit sind natürlich Dividenden Aristokraten schon alleine daher zu bevorzugen , da Sie in der Vergangenheit bereits viele Jahre ( N ) KEINE 100 Prozent Ausschüttungen gemacht haben , und den Dividendenanteil der NICHT ausgeschüttet ist , natürlich auf die ausgegeben Aktien umlegen müssen . Daher ist ein UN mit hoher Eigenkapitalausstattung natürlich immer mehr Wert . Die Aktie an sich ist das EK des UN . Ausserdem haben Sie über viele Jahre bereits ihre Vormachtstellung bewiesen ( Was natürlich nicht für die Zukunft gelten muss ) . Ich hoffe dieses ist als Beitrag für die von Lars bevorzugte Dividenden Aristokraten Aktien mal als Wissensauffrischung oder Denkansatzt oder auch Betrachtungsweise Wichtig. Weiterhin ist es aber auch wichtig , einen weiteren Fehler aufzudecken , Oft sind Dividendenzahlungen keine Dividendenzahlungen , sondern nur Ausschüttungen . D.h. , in dem UN mit 100 Aktien wird ein Verlust gemacht von - 200 Euro , Dividende dann - 2,00 Euro . Ausschüttung dennoch z.b. 1,50 Euro , somit dann 1,50 Euro woher ???? . Ja genau , aus dem Gewinn ( Einbehaltende Dividende ) der Vergangenheit 0,60 Euro und 0,90 Euro aus z.B. Anleihen . Dann ist die Richtung die dieses UN nimmt , eigentlich sehr leicht absehbar , wenn nicht noch umwälzende Neuigkeiten hinzukommen . Also investitionen in die Zukunft gerichtet , die sich aber auch erst dort auswirken . Dividenden Aristokraten haben in der Vergangenheit schon mal lange NICHT 100 Prozent ausgezahlt , sondern konnten mit dem NICHT ausgezahlten Dividenden schon mal weiter Gewinn machen .
    Daher wird ein Dividenden Aristokrat , eine Durstsrecke länger durchhalten , kann ja auch aus dem grösseren Pott sich bedienen . Anteil ( Aktie ) daher meistens teurer , aber Pott auch meistens größer ( wegen N / Zeit ) .

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