Samstag, 16. November 2013

Weltweiter Überblick über den Aktienmarkt - Teil 3

In den letzten Jahren haben wir hier jeweils um den Jahreswechsel herum geschaut, wie es um global relevante Aktien-Indizes bestellt ist. Für mittelfristige Überlegungen, ob wir uns in einem Bullen- oder Bärenmarkt befinden, nutze ich gerne den gleitenden Durchschnitt der 100 Wochen-Linie. Befindet sich der Chart nachhaltig darunter, handelt es sich um einem Bärenmarkt. In dieser Phase ist ein Aufwärtstrend nicht sehr wahrscheinlich und die Kursbewegungen tendieren eher dazu weiter nach unten zu gehen. Befindet sich der Chart allerdings oberhalb der 100 Wochen-Linie, ist die Chance für einen Bullenmarkt deutlich größer und die Hausse geht mit erhöhter Wahrscheinlichkeit weiter.

Interessant ist zugleich, ob der Kurs des jeweiligen Index von seiner 100 Wochen-Linie weit enteilt ist, oder ob es eher im Gleichklang auf- oder abwärts geht. Im Artikel "Wenn der Abstand zur 100 Wochen-Linie zu groß wird" hatten wir uns angesehen, was in solchen Fällen passieren kann.

DAX
Beginnen wir mit dem Deutschen Aktien-Index DAX. Der Vergleichbarkeit wegen nutzen wir hier den Kurs-Index, also ohne Betrachtung der ausgeschütteten Dividenden, die im bekannteren Performance-Index des DAX enthalten sind.
Der Index hat sich im Laufe des Jahres 2012 nachhaltig über seine 100 Wochen-Linie gearbeitet und befindet sich in einer intakten Aufwärtsbewegung. Allerdings im Vergleich zum Performance-Index hat der Kurs-DAX sein Allzeithoch, das bei 6266 Punkten von Anfang des Jahres 2000 liegt, noch nicht erreicht. Selbst die Hochs aus dem Zeitraum Ende 2007 von knapp 5300 Punkten sind noch ein gutes Stückchen entfernt.

Wochen-Chart des DAX-Kursindex - Quelle: comdirect.de

Seit dem Frühherbst 2013 ist der Aufwärtstrend steiler als zuvor und damit hat sich der Kurs des DAX bereits um 20% von der 100 Wochen-Linie entfernt.

EuroStoxx 50
Der EuroStoxx50, der Aktienindex mit den größten Unternehmen der Eurozone, hat die 100 Wochen-Linie etwas später als der DAX nach oben überschritten. Damit liegt hier - trotz aller noch nicht gelöster Schulden-Probleme - ein Bullenmarkt vor. Der beschleunigte Aufwärtstrend in den letzten Monaten ist ebenfalls zu erkennen und der Abstand zum gleitenden Durchschnitt der letzten 100 Wochen beträgt derzeit 19%.

Der Wochen-Chart des EuroStoxx50 - Quelle: comdirect.de
Das Allzeithoch ist hier allerdings mit einem Wert von 5450 Punkten aus dem Jahr 2000 noch weiter entfernt als beim Kurs-Index des DAX.

Nikkei 225
Was am japanischen Aktienmarkt passiert, bezeichnen viele als das größte Börsenexperiment überhaupt. Die japanische Zentralbank versucht mit massiven Käufen von landeseigenen Staatsanleihen nach Jahrzehnten aus der Deflation herauszukommen. Das Ausmaß übertrifft sogar die Aktionen der Notenbanken FED und EZB. Das plötzliche Aufblähen des Aktienmarktes seit Ende 2012 ist hier noch deutlicher zu sehen als bei anderen Indizes. So ist es mittlerweile ein ungewohnter Anblick, dass sich der japanische Aktien-Index Nikkei in einem deutlichen Bullenmarkt befindet. Zwar wurde der mittelfristige Bärenmarkt mittlerweile verlassen, aber bis zum Allzeithoch unweit von 40.000 Punkten ist es noch ein sehr weiter Weg. Wer sich den Chart des Nikkei seit 1990 anschaut, der hat noch nicht den Eindruck, dass der langfristige Abwärtstrend bereits verlassen wurde.

Der Wochen-Chart des Nikkei 225 - Quelle: comdirect.de

Das "Experiment" hat allerdings die Folge, dass wegen der großen Entfernung von der 100 Tage-Linie quasi jederzeit heftigere Einbrüche drohen. Im Frühsommer 2013 fiel der Kurs innerhalb weniger Wochen von 16.000 um rund 3.000 Punkte.

Hang Seng
Der chinesische Aktien-Index Hang Seng ist der Index hier in der Auswahl, an dem die Hausse bislang am meisten vorbeiging. Zwar wurde die 100 Tage-Linie mittlerweile nach oben überschritten, aber seit Jahresbeginn liegt der Index nur leicht mit knapp 2% im Plus und die Aufwärtsbewegung von Mitte 2011 bis Anfang 2013 ist eher in eine Seitwärtsbewegung übergegangen.

Der Wochen-Chart des HangSeng - Quelle: comdirect.de
Mit einem aktuellen Wert von 23.000 Punkten ist bis zum Allzeithoch aus dem Herbst 2007 mit über 31.600 Punkten noch genug Luft.

S&P 500
Der breite US-amerikanische Aktien-Index S&P 500 liefert den sportlichsten Aufwärtstrend in dieser Auswahl. Fast 1.800 Punkte zeigt der nordamerikanische Leitindex derzeit an und in den letzten Monaten wurden beinahe wöchentlich neue Allzeithochs erreicht. Zum Jahreswechsel 2012/2013 waren es noch fast 400 Punkte oder über 25% weniger. Die Notenbank der USA sollte nur nicht laut darüber nachdenken die Liquidität zu verringern. Dann "drohen" diesen beinahe paradiesischen Zuständen Störenfriede in Form von Korrekturen.
Der Wochen-Chart des S&P 500 - Quelle: comdirect.de

Fazit:
Sämtliche Aktien-Indizes in dieser Auswahl zeigen einen Bullenmarkt. Die drei großen Notenbanken aus der Eurozone, den USA und Japan, haben ihren Leitzins auf quasi 0% gesenkt und befeuern somit die jeweiligen Aktienkurse. Einzig die Chinesen drucken weitaus weniger Geld und schon tut sich der Aktien-Index Hang Seng - trotz erheblich besserer Wirtschaftsaussichten - schwerer als die anderen Aktien-Indizes.

Bereits an anderen Stellen habe ich es seit einigen Wochen gesagt. Wer regelmäßig einen Teil seiner Ersparnisse in den Aktienmarkt investiert, der kann dies ruhig auch weiterhin tun. Aber ich würde derzeit die Investitionsquote nicht überdurchschnittlich hoch wählen. Denn viele Kurse haben sich ziemlich weit von ihrem gleitenden 100 Wochen-Durchschnitt entfernt und sind damit vergleichsweise teuer geworden. In dieser (kleinen) Übertreibungsphase drängt sich eine Korrektur geradezu auf, allerdings kann sie noch eine Weile auf sich warten lassen.
Bleiben Sie daher diszipliniert und lassen Sie sich von den steigenden Kursen nicht zu überdurchschnittlich großen Investitionen hinreißen.

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Wie ist Ihre Meinung zum Aktienmarkt? Welche Region wird sich 2014 im Vergleich zu anderen Märkten am besten entwickeln? In der mittleren Sidebar ziemlich weit oben finden Sie eine Umfrage, zu der auch mehrere Antworten möglich sind.

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare:

  1. Geduldiger Börsianer16. November 2013 um 09:00

    Zu dem Artikel: André Kostolany bemerkte vor vielen Jahren einmal sehr treffend: Wenn die Zinsen nahe Null tendieren, solle man das Hirn ausschalten und Aktien kaufen.


    Ich kaufe monatlich neue ETF Anteile!
    Ob wir in einer Hausse oder Baisse sind
    Ob wir in einer Rezession oder in einem Aufschwung sind
    Ob die Zinsen niedrig oder hoch sind
    Ob in den Nachrichten gute oder schlechte Meldungen kommen
    Ob der Euro / Dollar / Yen Probleme hat oder nicht
    Ob die Weltwirtschaft oder das Finanzsystem vor dem Untergang oder vor dem größten Jahren der Geschichte steht
    Ob die Kurse steigen oder sinken
    Ich kaufe monatlich neue ETF Anteile!

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  2. Ergebnis der Umfrage: "Welche Aktienmärkte werden sich 2014 überdurchschnittlich stark entwickeln?"

    USA:18%
    Nordamerika: 13%
    Südamerika: 13%
    Eurozone: 26%
    Europa: 36%
    Asien/Pazifik: 10%
    Austral./Neuseel.: 2%
    Afrika/Arabien: 10%
    BRIC: 2%
    MIST: 0%
    Emerging Markets: 31%
    sonstiges: 0%

    Gesamt-Europa vor den globalen Emerging Markets sind die Favoriten für 2014. Das Ergebnis finde ich ziemlich antizyklisch, denn beide Regionen haben im Vergleich zu den USA ihr altes Allzeithoch noch längst nicht erreicht und somit einiges nachzuholen.
    Vielen Dank an alle Teilnehmer!

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