Sonntag, 28. Dezember 2014

Aktien sollten dauerhaft gehalten werden

Wie immer zum Jahreswechsel ist jetzt Zeit für Rückblicke wie das Jahr 2014 verlaufen ist. Aber natürlich wird auch nach vorne geschaut, auf das was 2015 kommen möge. Wenn ich mir in Zeitschriften, Magazinen und Blogs die verschiedenen Szenarien durchlese, gibt es in einigen Punkten einen guten Konsens, spannender sind natürlich die davon abweichenden Prognosen. Wie wir aber auch im Jahr 2014 gesehen haben, gab es Überraschungen, die so kaum jemand oder gar keiner hat kommen sehen (z.B. gute Performance von Euro-Staatsanleihen oder der Crash beim Ölpreis). In diesem Artikel möchte ich einige Gründe nennen, warum man Aktien trotz einer unsicheren Zukunft zu jeder Zeit in seinem Depot haben sollte.

Wenn ich nachfolgend von Aktien spreche, dann ist entweder ein Depot bestehend aus mindestens 20 Einzel-Aktien aus möglichst mehreren Regionen der Welt oder möglichst global investierende Aktien-ETFs.

Beteiligung am weltweiten Produktivkapital
Oft sehen Menschen Aktien als Spekulationspapier, verwechseln diese gar mit einem Glücksspiel. Erst vor wenigen Tagen entgegnete mir jemand bei einer Unterhaltung auf Google+, dass "in Aktien anzulegen gleichbedeutend sei das Geld wegzuschmeißen".
Dabei ist der Erwerb von Aktien nicht weniger als die Beteiligung am Produktivkapital, welches maßgeblich die Voraussetzung für unseren Wohlstand bildet. Denn mit den Anteilsscheinen investiert ein Aktionär in reale Vermögenswerte des jeweiligen Unternehmens, also in dessen Maschinen, Fahrzeuge, Grundstücke, Immobilien und Know-how.
Mit dem Erwerb von Aktien ist der Aktionär Eigentümer von einem winzigen Bruchteil des Unternehmens, wenn es bei geringen Summen oft auch nur der Gegenwert der Eingangstür oder einiger Notebooks der Firma ist. :-)

Wichtig ist jedoch, nur Geld in Aktien zu investieren, welches man mindestens 5, besser mehr als 10 Jahre nicht benötigt.

Die meisten Monate bringen ein positives Ergebnis
Oft hört man im Laufe des Jahres Aussagen wie "Sell in May and go away" oder "Jahresendrally", um die Saisonalität beim Kursverlauf von Aktien-Indizes zum Ausdruck zu bringen.

Quelle: Finanzen.net und eigene Recherche
In der Grafik links ist die mittlere Performance des Dow Jones Industrial Average mit den 30 größten Industriewerten der USA monatlich aufgeschlüsselt seit 1896 zu sehen.

In der Tat kommt bei dieser über 100 Jahre langen Statistik heraus, dass die Monate Mai und September eine negative Performance brachten. Februar und Oktober kommen auf eine rote  bzw. schwarze Null, aber sämtliche andere Monaten haben in der Vergangenheit Anlegern im Durchschnitt eine positive Rendite eingebracht.
Nicht vergessen, hier sind zwei Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1932, das Platzen der Internetblase und die Finanzkrise enthalten.
Als Ergebnis macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, Aktien für ein paar Wochen oder Monate zu verkaufen, um sie dann wieder neu ins Depot zu holen.

Mit Aktien baut man Vermögen auf
Wenn man die in der Grafik monatlichen Werte aufsummiert, kommt man auf einen Jahreswert von 5,1 Prozent. Der Dow Jones wird aber ohne Dividenden betrachtet. Der Anteil der Dividenden an der Gesamtrendite bei Aktien liegt bei 40 Prozent. Wenn wir diesen Anteil noch dazurechnen, kommt man auf eine jährliche Gesamtperformance von rund 8,5 Prozent. Einen Wert, den wir bereits im Artikel "Mit Aktien 8 Prozent jährliche Rendite" festgestellt hatten.
Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, kommt um Aktien nicht herum, denn es ist die renditestärkste Anlageklasse.

Die Andauer von Crashphasen und Bärenmärkte sind begrenzt
Die eigentliche Angst vieler Menschen vor Aktien liegt in ihrer Schwankungsfreude (Volatilität) und der Möglichkeiten eines Crash. Dass man kurzfristige Schwankungen nicht zu ernst nehmen sollte, hatten wir hier gelegentlich bereits thematisiert. Ein Crash kann in der Tat passieren und runter geht es oft sehr schnell. Ein Blick auf die schlechtesten Jahres des Dow Jones zeigen durchaus eine Hand voll Jahre mit Kursrückgängen von 30 bis 35 Prozent und ein einzelnes Jahr (1931) in fast 120 Jahren Statistik brachte ein Minus von 52 Prozent.
Die Historie zeigte aber auch, nach Crashjahren geht es vergleichsweise schnell wieder aufwärts (siehe die Jahre 2009 und 2010 nach der Finanzkrise) und Bärenmärkte dauerten nur 1 bis 3 Jahre. Die größten Kursanstiege erfolgen nach einem Crash. All diejenigen, die während des Abwärtsrutsches oder noch schlimmer in der Nähe des Tiefpunktes ausgestiegen sind, verpassen mit hoher Wahrscheinlichkeiten den nachfolgenden starken Anstieg. Denn erst nach einer Weile des Kursanstiegs fassen viele wieder Vertrauen und haben den Mut in den Aktienmarkt einzusteigen. Dann ist aber oft der größte Teil des Anstiegs wieder vorbei.

Aktien erzeugen passives Einkommen
Ein zentrales Thema hier auf diesem Blog ist das Erzielen von passivem Einkommen. Wer Geld hat, welches er in Aktien investiert, die eine regelmäßige Dividende zahlen, nutzt eine der bequemsten Formen passives Einkommen zu generieren. Denn einmal investiert fließt das Geld "für nichts tun" von alleine auf das Konto. Mit Dividenden-Aristokraten gibt es sogar Aktien, die sich auf Dividendenwachstum spezialisiert haben und Anlegern jedes Jahr ziemlich regelmäßig 5 bis 10 Prozent, teilweise sogar 15 Prozent höhere Dividenden zahlen als im Vorjahr.
Natürlich gibt es im Detail einige Punkte zu beachten, die wir im Artikel der erfolgreichen Dividenden-Investoren zusammengefasst haben.

Aber eines ist Fakt, wer (zeitweise) nicht in Aktien investiert ist, erhält auch kein passives Einkommen durch Dividendenzahlungen.

Die Mächtigen dieser Welt haben ein Interesse an steigenden Aktienkursen
Wer in den Aktienmarkt investiert hat zusammen mit den einflussreichen Menschen dieser Welt ein gemeinsames Interesse. So sehr sich Politiker schwer tun (oder schwer tun wollen) uns Menschen die wichtigen Hinweise zur erfolgreichen Geldanlage mitzugeben. Herr Obama, Frau Yellen, Herr Draghi, Frau Merkel, Herr Juncker, Herr Jinping, niemand dieser Damen und Herren Politiker hat Interesse an einen abstürzenden Aktienmarkt. Denn sie wissen, dass ein abwärtsgerichteter Aktienmarkt über kurz oder lang auch negative Folgen für das eigene Wahlvolk hat.

Und die Superreichen haben sowieso ein starkes eigenes Interesse, dass ihre Vermögenswerte eine gute Performance bringen. In einem früheren Artikel konnten wir sogar drei Aktien-Sektoren ausfindig machen, in denen die Superreichen ihr Geld investieren.
Oft höre ich das Argument, die Aktien-Rally sei surreal, weil dort nur das Notenbank-Geld hineinfließen würde. Das mag vielleicht wirklich so sein, aber welchen Nachteil haben dadurch Aktienanleger?

Das waren jetzt sechs gute Gründe, warum man überhaupt in Aktien sein Geld anlegen sollte, aber auch warum es sich lohnt dauerhaft investiert zu bleiben.
Hat jemand noch weitere Gründe?

Zum Weiterlesen:

2 Kommentare:

  1. "...warum es sich lohnt dauerhaft investiert zu bleiben.
    Hat jemand noch weitere Gründe?"

    Wenn man im Internet nach "buy-and-hold Vs market-timing" (und die verwandte Debatte aktiv-Vs-passiv) googelt, findet man eine ganze Menge Artikel dazu.
    Die überwiegende Mehrheit davon spricht tatsächlich dafür, dass man mit einer simplen "halten"-Anlagestrategie auf lange Sicht am besten fährt. Denn Privat/Kleinanlegern fehlt für ein profitables Markt-Timing meist das systematische Konzept zum Handeln, was dann am Ende oft zu irrationalen Ein- und Ausstiegen nach "Bauchgefühl" in den Verlust führt, weil man auf Trends erst viel zu spät aufspringt und Verluste viel zu lang runterreitet (die Psychologie dahinter ist ja hinlänglich bekannt).

    "Die Mächtigen dieser Welt haben ein Interesse an steigenden Aktienkursen... denn sie wissen, dass ein abwärtsgerichteter Aktienmarkt über kurz oder lang auch negative Folgen für das eigene Wahlvolk hat."

    Naja, wie sehr die Mächtigen der Welt sich dabei um das Volk kümmern, darüber kann man streiten (gerade wenn das Volk überwiegend, wie z.b. das deutsche, eben nicht in Aktien investiert ist, es ihm also eigentlich erstmal relativ schnurzpiepe sein kann was die Börse grad so macht). Man hat ja heutzutage immer mehr den Eindruck, die wirklich Mächtigen sind ja eben nicht mehr die Politiker sondern nur noch Erfüllungsgehilfen der (Finanz)Wirtschaft. Das DIE ein (Eigen)Interesse daran haben ist ja klar (sind ja schließlich ihre eigenen Bilanzen und Portfolios), und das wird auch wenn nötig gegen die Interessen (und auf Kosten) "des Volkes" durchgesetzt. Es brauch schon eine gewisse Prise Grundzynismus, um z.B. einem entlassenen Konzernarbeiter zu erklären, dass es doch gut ist weil so wenigstens seine Firmenaktien etwas gestiegen sind (wie's ja oft passiert bei "Rationalisierungen"). Ich will deswegen jetzt nicht gleich die Systemfrage stellen (wäre ja auch geheuchelt mit meinem Depot), sondern nur etwas sticheln gegen das doch eher reingewaschen optimistische Argument, man solle sich doch einfach nur "auf die Seite der Mächtigen" schlagen.

    "Oft höre ich das Argument, die Aktien-Rally sei surreal, weil dort nur das Notenbank hineinfließen würde. Das mag vielleicht wirklich so sein, aber welchen Nachteil haben dadurch Aktienanleger?"

    Die Leute die so argumentieren tun das wohl auf der Grundlage, das bisher alle Blasen mal geplatzt sind und es auch jetzt nicht anders sein wird. Danach darf wohl auch wieder mit noch größeren Rettungspaketen die Zeche gezahlt werden (wie erwähnt, die Mächtigen werden dafür schon sorgen). So oder so, es stehen uns noch ein paar interessante Zeiten bevor, da werden sicher auch ein paar größere Sorgen dabei sein als "nur" der Stand unserer Aktien (die natürlich gehalten werden :-)

    LG Chris

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  2. Mit den Politikern, die keine Interesse an abstürzende Aktienkurse haben, sind weniger die Aktionäre gemeint. Denn längere Zeit sinkende Kurse deuten auf eine schwächere Wirtschaft hin, es müssen Unternehmen Standort schließen und Arbeitskräfte entlassen. Das würde zum einen beim Wahlvolk nicht gut ankommen und zum anderen bedeutet dieser Vorgang weniger Einnahmen für den Staat. Arbeitslose konsumieren weniger und benötige Hilfe vom Staat. Schwächelnde Unternehmen zahlen weniger oder keine Steuern mehr, wenn sie Standorte schließen.

    Das hätte ich im Artikel noch besser erläutern sollen.

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