Montag, 22. April 2013

Was tun, wenn Kursgewinne deutlich höher als Ertragsausschüttungen sind?

Neulich bin ich bei anderen Anlegern, die langfristig in Dividenden-Aktien investiert sind, über eine interessante Fragestellung gestolpert. Der Dividenden-Investor möchte eine regelmäßige und über die Zeit möglichst ansteigende Dividenden-Rendite bei moderatem Kursanstieg erhalten. Es könnte aber passieren, dass der Wertpapierkurs plötzlich sehr stark ansteigt und die prozentuale Dividenden-Rendite damit geringer wird. Es hört sich natürlich nach einem Luxusproblem an, dennoch ist es meiner Meinung nach wert, zumindest über diesen Umstand nachzudenken.


Ansteigende Dividenden-Rendite
Als sogenannter Dividend Growth Investor möchte man Aktien erwerben, deren Dividenden-Rendite im Laufe der Jahre ansteigt, zumindest aber nicht rückläufig ist. Neben anderen Kriterien soll die Dividenden-Rendite pro Jahr mindestens bei - sagen wir - 3% und mehr liegen und diesen Wert nicht dauerhaft unterschreiten. Nun erwirbt man Anteile der Aktien mittels Investieren in Intervallen oder aber längerfristigem Sparplan.

Problem
Nachdem die regelmäßigen Dividenden-Ausschüttungen, oberhalb des gewünschten Grenzwerts, eine zeitlang plangemäß verliefen, beginnt der Kurs des Wertpapieres plötzlich sehr stark zu steigen. Viele werden nun sagen: "Super!", aber die Dividenden-Rendite kommt in der Regel einem Kursanstieg nicht so schnell hinterher und sinkt oft unter den anvisierten Grenzwert.

Bei demjenigen, der noch nicht vollständig in der vorgesehenen Höhe investiert ist, tritt die Problematik deutlich zutage. Gerade bei laufenden Sparplänen erwirbt man jetzt permanent Anteile eines Wertpapieres, bei der die aktuelle Dividenden-Rendite niedriger ist als gewünscht.
Quelle: comdirect.de

Ist man dagegen bereits vollständig investiert, so drängt sich der Gedanke auf nun einen Teil oder sogar alle Wertpapiere zu veräußern, um den Kursgewinn zu sichern.
Mit diesem Gewinn könnte man stattdessen in andere Wertpapiere investieren, deren Ausschüttungs-Rendite so wie gewünscht - langsam und stetig ansteigend - verläuft. Denn bei einem kräftigen Kursanstieg könnte es sein, dass die Höhe der Ausschüttungs-Rendite über lange Zeit nicht mehr über - beispielsweise - 3% liegt.

Andererseits, wer bereits vollständig in dieses Wertpapier investiert ist (die Fragestellung lässt sich auch auf ETFs anwenden), der braucht nicht unbedingt auf die Ausschüttungs-Rendite basierend des aktuellen Kurses zu blicken, sondern auf seinen Einstandskurs.
Einfaches Beispiel:

1.) Aktie (oder ETF) kostet beim vollständigen Kauf 100 Euro
Dividendenausschüttung: 5 Euro
Dividenden-Rendite: 5%

2.) Aktie (oder ETF) steigt im Wert auf 150 Euro
Dividendenausschüttung: 5 Euro
Dividenden-Rendite: 3,3%

3.) Aktie (oder ETF) steigt im Wert weiter auf 200 Euro
Dividendenausschüttung: 5 Euro
Dividenden-Rendite: 2,5%

Bei gleichbleibender Dividendenausschüttung würde sich die Dividenden-Rendite bezogen auf den neuen Kurswert von ursprünglich 5% auf 2,5% halbiert haben. Aber, da man das Wertpapier für 100 Euro erworben hat, beträgt die Dividenden-Rendite basierend auf den eigenen Erwerb weiterhin 5%. Sollte der Kursanstieg nachhaltig sein, würde wahrscheinlich auch die absolute Dividenden-Ausschüttung im Laufe der Zeit angehoben werden und damit auch die Dividenden-Rendite ansteigen.

Wie gehen Sie vor?
Ich habe dazu zwar bereits eine Meinung, mich würde jedoch interessieren wie Sie dies handhaben? Verkaufen Sie die Wertpapiere bei großen Kursanstiegen oder sehen Sie den Kaufwert nach vollständigem Erwerb als Basis für die zukünftige Ausschüttungs-Rendite und starke Kursanstiege interessieren Sie eigentlich nicht?

13 Kommentare:

  1. Ich würde mich zwar als Dividend Growth Investor bezeichnen, setze dabei aber nicht ausschließlich auf die Dividendenausschüttung. In meiner Strategie sehe ich die steigenden Dividenden als Indikator für ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Gerade aus dem Grund, dass für das "mitnehmen" von Gewinnen jedesmal eine Steuer anfällt, die meine Investitionsbasis weiter beschneidet lasse ich Gewinne einfach laufen und behandle Dividendenaktien als ein Buy-and-Hold Investment

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  2. Ich investiere nach der KISS Formel (Keep it Stupid simple)

    Das was in diesem Beitrag als Problem bezeichnet wird, war für mich bisher gar kein Problem ;)

    Steigende Kurse führen langfristig (in der Regel) zu steigende Dividenden

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  3. Mit dem Thema habe ich mich auch schon auseinandergesetzt, da ich einige Aktien in meinem Dividenden Depot habe, die bereits mit über 100% im Gewinn sind und ich werde diese Aktienwerte nicht verkaufen und weiterhin versuchen die Dividendenzahlungen von Monat zu Monat steigen zu lassen.

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  4. Für mich kommt ein Verkauf auch nur dann in Frage, wenn ich von der Aktie (und/oder dem Geschäftsmodell) nicht mehr so recht überzeugt bin. Dann nehme ich den Gewinn gerne mit ;o) und investiere in andere Werte.

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  5. Die Meinung scheint ziemlich klar zu sein und so danke ich ebenfalls. Bei sehr hohen Gewinnen kann man natürlich überlegen einen Teil - vielleicht ein Drittel - zu veräußern und in alternative Wertpapiere zu investieren. Wer regelmäßig frisches Kapital zum Investieren hat, kann jedoch vollständig im Investment mit den großen Kursgewinnen drin bleiben - vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen noch.

    Danke für eure Antworten.

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  6. Hallo Lars,
    interessante Frage die du da aufwirst.
    Aber in der Tat, wenn der Aktienkurs überdurchschnittlich steigt und sich dadurch die Dividendenrendite "verschlechtert", ändert nichts an meiner Dividendenstrategie. Ich schau immer auf die Dividende im Verhältnis zu meinem investierten Geld. Erträge ziehe ich vom Einstandskurs wieder ab und irgendwann habe ich mein eingezahltes Geld in Form von Dividenden zurückerhalten. Die aktuelle Dividendenrendite behalte ich aber auch im Auge. Sie ist dann wichtig, wenn man zusätzliche Aktien ordern will. Das mach ich natürlich eher bei 5,xx als bei 2,xx%.
    Und wie ein Kommentator schon schrieb, stark steigende Aktienkurse haben in der Regel auch einen Grund. Zum Beispiel zukäufe, Umsatzsteigerungen oder Gewinnverbesserungen. Dies führt unterm Strich zu schnelleren Dividendenerhöhungen.
    Gruß
    Alex Fischer

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  7. Für mich ist das keine so wichtige Frage.
    Viel wichtiger ist für mich die Frage. Was macht man bei einem Kursverlust von 50-90%? Behält man seine Strategie bei oder zieht man eine Reißleine.
    Ich gehe von einem ETF mit einer Auschüttung der Dividende aus und der mir meine laufenden Kosten z.T.
    decken soll.

    Egon Meier

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    1. Das ist eine berechtigte Frage, die sich auch nicht pauschal beantworten lässt.
      Vielleicht helfen Ihnen folgende Beiträge weiter, in denen das Thema (teilweise) behandelt wurde.

      Wie sollte man sich bei starken Kursrückgängen verhalten?
      11 Tipps zum erfolgreichen Agieren an der Börse
      Stop-Loss für Dividenden-Aktien?

      VG

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  8. Ich selber hatte genau diese Situation und habe anders gehandelt:

    Große Positionen Ende 2008 bis Mitte 2009 an Altria, Phillip Morris, Johnson&Johnson, Sixt, Henkel, Sanofi, Ehlringklinger und ein paar weitere gekauft.
    Zum Zeipunkt des Kaufs habe ich locker um die 5-10% Dividendenrendite auf das eingesetzte Kapital bekommen.
    Ich denke jedes noch so gute Investement oder Unternehmen ist dann unattraktiv, wenn der Preis zu hoch ist. Würde ich in die Unternehmen zum heutigen Zeitpunkt investieren bei einem shiller P/E von 25-30??? Niemals! Als Konsequenz habe ich über die letzten 6 Monate alle Positionen verkauft.

    Ich verstehe zwar die Argumente der Mit-Blogger, fürchte aber dass die meisten doch den nächsten "Abschwung" 100% ihrer Beteiligungen halten werden - aus meiner Sicht nur um die Steuer zu vermeiden und weiter Dividenden zu erhalten. Zudem sollte man sich fragen ob eine heute attraktive Dividende von sagen wir 3% bei einem Zinsniveau von fast null (darin liegt sicher auch der Kursanstieg begründet!) noch bei "normalen" Zinsen von 3-5% interessant ist und Käufer anziehen kann...

    Ich selber habe, um nicht in 100% cash zu sitzten, bis (hoffentlich/wahrscheinlich in den nächsten Monaten bis 1-2 Jahren) der nächste Bärnmarkt angesagt ist, einen Teil des Cashs vor kurzem in eine paar "verprügelte" Invenstments gesteckt: Salzgitter, ein paar (z.T. Kanadische) Gold- Eisen und Kupferförderer...
    und zudem noch ein paar Prozent in 1-2 Jahre laufene Nasdaq, S&P500 und Exxon put Optionsscheine (der Ölmulit ist viel zu teuer gegenüber dem Rohölpreis und das S&P500 shiller P/E liegt bei 27!)

    Leider gibt es zur Zeit keine Qualität zum fairen Preis oder darunter. Von daher warte ich eben mit einer größeren Cashposition...

    Wer sich nicht trennen möchte von seinen Investments, sollte aber zumindest nach 6 Jahren Bullenmarkt stark über die Absicherung des Depots mit PUT Optionen nachdenken. Die sind übrigends witziger Weise dann am günstigsten (niedrige Volatilität), wenn man sie bald gebrauchen kann!

    Ich bin auf Ihre Meinung gespannt!

    VG Thomas Müssig

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  9. Die Frage (nach dem verkaufen) kann man sich eigentlich schon "vorher" leicht selbst beantworten, wenn man etwas beherzigt was du schon an anderer Stelle im Blog angesprochen hast. Eine feste Asset-Allokation!

    Man setzt sich eine prozentuale Zielgewichtung, und steigt ein Wert darin dann "übermäßig" (also weit über die anderen hinaus) an, wird er bei einer gewissen Grenze hin zum Rebalancing wieder "zurückgestutzt" auf Ausgangslage.

    Allerdings muss man natürlich vernünftig bleiben: Bei jemandem der ein 50+ Einzeltitel Aktiendepot hat, wird es etwas sinnlos ausarten, wenn er jede Position auf die fünfte Nachkommastelle genau angepasst austariert haben möchte.
    Mit weniger Positionen (bzw. größeren Anlagesummen) kann man das effizienter.

    Nach dem realisieren des Gewinns stellt sich ja nur sowieso wieder die Frage, wohin nun mit dem Geld ? Nicht immer bietet sich gleich eine passende Einstiegsmöglichkeit in neue Werte, und mal ganz allgemein - es ist ja schon schwierig genug den passenden Einstiegszeitpunkt zu erwischen, und wenn man dann noch den richtigen Ausstiegszeitpunkt herausfinden soll....

    Wer auf Kapitalschutz bedacht ist kann ja einen x-prozentigen Trailing Stop Loss dazwischenschalten, der ihm das Denken abnimmt, aber für etwas aufgeschlossenere Zeitgenossen finde ich es interessanter sich mit Optionen abzusichern. Man gibt zwar immer ein paar Prozente Rendite für die Prämien ab, aber wenn der "Schadensfall" dann mal eintritt wird man entsprechend kompensiert - und kann die erhaltene Zahlung ja gleich wieder in die dann gesunkenen Aktien stecken um so nachher mehr Dividenden abzugreifen, quasi für lau.

    Nach dem langen Bullenmarkt stehen uns jedenfalls interessante Zeiten bevor. Nicht das ich alles genau vorhersehen könnte, aber mit der Aussage, dass die nächsten 5 Jahre wohl anders verlaufen werden als die letzten fünf, lehne ich mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster ;)

    Wie wäre es, mal zeitnah auch einen Artikel(serie?) aufzusetzen, wie man sich als Kleinanleger in einer Krise verhalten soll. Die meisten werden, wieder, fürchte ich, wie das Reh vorm Scheinwerferlicht davor hilflos überrollt. Dann ist das Gejammer wieder groß und Börse totaler Mist und sie habens ja schon imemr gewußt, und die Aktionärskultur hierzulande geht noch weiter in den Keller ^^

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    1. Eine Artikelserie zu einer Krise ist eine gute Idee, ich nehme sie mit auf meiner ToDo.

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  10. Und jetzt ging es doch mal kurz runter , hat alles gegriffen was hier vorgestellt wurde ? , und habt Ihr auch alle schön in der kurzen Krise gekauft ? , Ich war jedenfalls dabei , und nun warte ich darauf zu sehen , ob tief schon tief war oder immer noch hoch . Die Zeit wird das Ergebnis bringen , es ist halt nach wie vor Risikokapital.

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  11. Ich würde bei ausgesprochen gut gelaufenen Einzeltiteln (nicht bei ETFs) evtl. Gewinne mitnehmen, um meine Diversifikation vorantreiben zu können. Vor allem am Anfang, wenn man noch nicht so viel Kapital und so viele Titel im Depot hat, macht es in meinem Verständnis Sinn, zunächst für mehr Sicherheit (via Diversifikation) zu sorgen. Dabei musste ich allerdings bereits schmerzhaft lernen, dass "Gewinne realisieren" nicht unbedingt heißt, die beste Milchkuh zu schlachten...das Depot sollte insgesamt gesehen werden und eher die nicht gar so gut gelaufenen Titel verkauft. Das wäre meine Strategie für ausgesprochene Hausse-Zeiten, die - wie Chris ja im April bereits geschrieben hat - im Oktober 2015 nun doch eher weniger deutlich ausgeprägt oder im Wandel zu sein scheinen...Bei einer Hauptrichtung "seitwärts" mache ich gar nichts, sofern meine Asset-Allokation einigermaßen stimmt. Daran versuche ich dann äußerst diszipliniert fest zu halten und habe hoffentlich noch irgendwelche cash-Reserven für Kaufgelegenheiten. Vielen Dank für den sehr hilfreichen Blog.

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