Freitag, 14. September 2012

SPD plant Erhöhung der Abgeltungsteuer

In einem Artikel berichtete das Handelsblatt über die Pläne der SPD in den nächsten Jahren verschiedene Steuern anzupassen. Anpassen heißt hier im Wesentlichen Erhöhung. Unter anderem soll der Spitzensteuersatz ab einem Brutto-Jahreseinkommen von 64.000 Euro ausgehend der bisherigen Besteuerung von 42% sukzessive erhöht werden. Ab 100.000 Euro Jahreseinkommen sind dann 49% Steuern fällig. Doch die SPD möchte auch die Kapitalertragssteuer erhöhen.

Sobald bei Kapital-Einkünften der Sparerfreibetrag von derzeit 801 Euro für Unverheiratete und 1602 Euro für Verheiratete überschritten ist, wird bei jedem Euro darüber eine Abgeltungsteuer fällig. Diese setzt sich derzeit zusammen aus der Kapitalertragssteuer, dem Solidaritätszuschlag und ggf. einer Kirchensteuer. Die Kirchensteuer kann man beeinflussen, in dem man keiner Konfession angehört. Ohne Kirchensteuer beträgt die Kapitalertragssteuer für Zinsen und Dividenden derzeit 25%. So wie ich die Pläne der SPD verstanden habe, soll diese auf 32% erhöht werden. Zur Erinnerung, die von den Unternehmen ausgeschütteten Dividenden, stammen aus den Gewinnen, die bereits besteuert wurden. Wenn eine Dividendenzahlung beim Anleger der Abgeltung unterliegt, dann ist dies bereits die zweite Besteuerung.

Damit werden meiner Meinung nach die falschen Anreize gesetzt. Wer seine Geldanlage selbständig in die Hand nimmt und damit letztendlich spätestens im Ruhestand die Sozialkassen weniger beansprucht als diejenigen, die sich nicht darum gekümmert haben, würde demnach stärker besteuert.

Es sollte auch nicht in Vergessenheit geraten, dass die Bemühungen der derzeitigen und zurückliegenden deutschen Regierung sowieso bestenfalls halbherzig (um es positiv auszudrücken) waren. Die Altersvorsorge-Instrumente wie Riester und Rürup offenbaren bereits deutliche Nachteile für Anleger und sind in meinen Augen viel zu kompliziert gestrickt. Zudem profitieren am meisten offenbar die Anbieter und Vermittler. Der sich in Sicherheit wiegende Anleger geht mit hoher Wahrscheinlichkeit nach Abzug von Steuern und Gebühren leer aus. Außerdem, wenn es in möglichen zukünftigen Notzeiten darauf ankommt, wird es für den Staat sicherlich Mittel und Wege geben weitere Stolpersteine in den Weg zu legen.

Nordamerika - insbesondere die USA - hat sicherlich andere Probleme. Aber dort ist die Kultur die Altersvorsorge aus starken Unternehmen mit einer soliden und regelmäßigen Dividendenzahlung erheblich ausgeprägter als in Deutschland. Es müssten eigentlich steuerliche Anreize für das Aktien-Sparen geben und auch die finanzielle Aufklärung muss von Fachleuten erfolgen, die im Wesentlichen neutral sind. Das wollen unsere Regierungsparteien nahezu durch die Bank nicht sehen, ich fürchte fast, sie kennen gar nicht die Vorteile dieser Form der Entlastung der Sozialkassen.

Zwar habe ich jetzt das zukünftige Besteuerungsprogramm der SPD hier im Beitrag erwähnt, aber die Grünen und erst recht die Links-Partei werden sich nicht lange sträuben, wenn die SPD in einer möglichen Koalition die Kapitalertragsteuer erhöhen will. Leider fürchte ich, würde sich auch die CDU/CSU im Zweifelsfall im Austausch gegen andere Zugeständnisse nicht lange gegen diesen erhöhten Strom in die Steuerkasse wehren.

Lassen Sie sich aber nicht verrückt machen. Sollte die Besteuerung der Kapitalerträge zu drastisch ausfallen, dann wird es im Ausland Mittel und Wege geben, diese Form von von hoher Besteuerung zu umgehen. In Frankreich rudert Regierungschef Hollande bei einigen Vorhaben gerade etwas zurück, bzw. er muss es. Denn bei einem zu großen Ungleichgewicht in der Besteuerung, wird sich das Kapital alternative Wege suchen, um nicht zu sehr gestutzt zu werden.

Zum Weiterlesen:

16 Kommentare:

  1. Umfrage: Passend zum Thema würde mich auch Ihre Meinung zur Besteuerung von Kapitaleinkünften interessieren. Sollte die Abgeltungsteuer so bleiben wie bisher, gesenkt oder erhöht werden? Links oben daher die aktuelle Umfrage.

    VG
    Lars

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  2. Frage zur aktuellen Umfrage: Immerhin haben drei Leute mit "sonstiges" abgestimmt. Also keine der angegebenen Antworten passte. Vielleicht mag jemand erläutern, was damit gemeint ist?

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  3. Ich bin dafür, dass es bei 25% + Soli + ggf. Kist bleibt.

    Man muss bedenken, dass Anleger die zu 100% von ihren Kapitalerträgen nun mal auch Steuern auf Ihrem Einkommen zahlen sollen.

    Für den Kleinanleger sollte aber der Freistellungsauftrag sprüber angehoben werden! Die 801 € FSA sind ja jedes Jahr weniger Wert!
    Gerade für die private Altersvorsorge muss hier ein entgegen kommen des Staates vorhanden sein.

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  4. Ich sehe keine plausible moralische Begründung, mit der Einkünfte aus Kapital geringer besteuert werden sollten als die aus Arbeit.

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    1. Ja dann biste eben blind.

      Siehe Erklärung von Investor 3.10.2012

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  5. Hier das Abstimmungsergebnis.

    Wie hoch sollte zukünftig die Abgeltungssteuer sein?

    0%, alles für den Anleger: 34%

    weniger als 26%: 32%

    wie jetzt ca. 26%: 17%

    Erhöhung auf 32% (SPD): 3%

    Erhöhung auf 32 bis 50%: 3%

    Erhöhung über 50%: 1%

    100%, alles an den Staat: 1%

    sonstiges: 5%

    Erwartungsgemäß möchte die große Mehrheit weniger Steuern für Kapitaleinkünfte zahlen. Immerhin möchten 8% der Teilnehmer an dieser Umfrage, dass die Steuern zukünftig erhöht werden. Entweder auf 32% wie es die SPD vorhat oder sogar darüber hinaus.

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  6. Die beabsichtigte Erhöhung der Besteuerung von Kapitaleinkünften auf 32% bleibt seitens der SPD erhalten.

    SPD will Steuern erhöhen

    VG
    Lars

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  7. Bürger mit sehr hohen Kapitaleinkünften, bsp. fam quandt kann gerne mehr als 25% zahlen. Warum greift der Spitzensteuersatz hier nicht?! Stattdessen höhere Freibeträge. die 801 Euro sind ja ein schlechter Scherz. Also z.b. ein Freibetrag von 5000 Euro, dann Staffelung 10% auf die nächsten 5000 Euro und dann in 5% Schritten hoch bis auf max. 45%
    Das wäre fair. Falscher wie im Moment geht es ja kaum.

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    1. In der Tat, leider ist die Besteuerung in Deutschland kontraproduktiv für die Privatanleger, die Vermögensaufbau und Altersvorsorge selbständig in die Hand nehmen möchten.

      Das fängt ja bereits schon bei der Doppelbesteuerung der Dividende (erst beim Unternehmen, dann beim Anleger) an. Es ist nicht nur mein Eindruck, dass ein eigenverantwortliches Vorgehen des einzelnen Bürgers überhaupt nicht gewollt ist. Dafür liegen mir zu viele Hindernisse im Weg.

      VG
      Lars

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  8. Leider wurde an keiner Stelle erwähnt, dass schon heute die Kapitalertragssteuer nicht unabhängig von dem persönlichen Einkommensteuersatz erhoben wird. Erst ab einem zu versteuernden Einkommen von rd. 48.000 EUR p. a. sind 25 % auf die Kapitalerträge zu entrichten, darunter werden die Kapitalerträge mit dem persönlichen Einkommensteuersatz versteuert.

    "Man muss bedenken, dass Anleger die zu 100% von ihren Kapitalerträgen nun mal auch Steuern auf Ihrem Einkommen zahlen sollen." Was soll uns das sagen? Warum soll ein Mensch, der mit seiner Arbeitsleistung 100.000 Einkommen erzielt, 33,70 % Einkommensteuer bezahlen und ein anderer Mensch, der 100.000 EUR Einkünfte aus Kapitalerträgen erhält, nur 25 %? Das widerspricht jedweder Logik.

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    1. Das ist eine durchaus berechtigte Frage.

      Auf der anderen Seite kann man jedoch argumentieren, warum diejenigen, die über viele Jahre gespart haben, nun mit höheren Steuern auf Kapitalerträge "bestraft" werden sollen? Und das obwohl diese Leute weniger von Almosen des Staates abhängig sind als andere, die nichts gespart haben.

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    2. und ausserdem ist das Kapital schonmal durch ein Einkommen generiert und versteuert worden.

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    3. Alles eine Frage der Perspektive. Manch anderer würde von einer moderaten und vielleicht ausgleichenden Anpassung sprechen. Und warum sollten Leute, die "weniger von Almosen des Staates abhängig sind als andere" weniger Steuern bezahlen? Diese Logik erschließt sich mir und hoffentlich anderen auch nicht.

      Vielleicht sollte man mal etwas über die Begriffe Sozialstaat und soziale Gerechtigkeit nachdenken und überlegen, worauf (leistungslose) Kapitalerträge fußen.

      Noch nebenbei: Eine Anhebung der Abgeltungssteuer träfe mich auch erheblich. Den grundsätzlichen Unmut kann ich also durchaus nachvollziehen. Auch vertrete ich die Auffassung, dass wir insgesamt mit zu viel Steuern und Abgaben belastet werden; man muss sich ja nur mal vergegenwärtigen, was von unserem Netto direkt und indirekt zwangsweise dem Staat zufließt bzw. abgegeben werden muss. Dennoch sollte eine Diskussion auf sachlichen und fundierten Argumenten stattfinden. BO

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    4. So ist es. Darum geht es hier auch nicht, es geht um die Erträge (Zinsen, Dividenden uvm.) aus dem durch ein Einkommen generiertes - ja, bereits versteuertes - Kapital. BO

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    5. Zitat:
      "Und warum sollten Leute, die "weniger von Almosen des Staates abhängig sind als andere" weniger Steuern bezahlen? Diese Logik erschließt sich mir und hoffentlich anderen auch nicht.""
      Zitatende

      Das habe ich nicht behauptet. Diejenigen, die Unterstützung - in welcher Form auch immer - vom Staat bekommen, zahlen meist weniger oder sogar keine Steuern. Erst recht zahlen sie in den wenigsten Fällen Kapitalertragssteuer.

      In meinen Augen werden falsche Anreize gesetzt, wenn man diejenigen mit höheren Steuern belastet, die versuchen eigenverantwortlich ihre Finanzen selbst erfolgreich zu managen. Wer höhere Einkünfte erhält, zahlt ohnehin mehr Steuern als jemand mit einem geringem Einkommen.

      Und nun einfach einmal die Abgeltungssteuer zu erhöhen, obwohl dies aufgrund von aktuellen Rekordsteuereinnahmen nicht notwendig ist, erschließt sich mir nicht.

      Ziel sollte es doch eher sein, Anreize zu schaffen, dass weniger finanzielle Unterstützung vom Staat für Bedürftige notwendig wird. Nur dieses Ziel erreicht man nicht dadurch, dass die Steuern auf Kapitalerträge erhöht werden.

      VG

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  9. "Erst ab einem zu versteuernden Einkommen von rd. 48.000 EUR p. a. sind 25 % auf die Kapitalerträge zu entrichten [...]"

    Falsch! Das dachte ich auch erst. Es darf an dieser Stelle aber nicht einfach mit dem Durchschnittssteuersatz gerechnet werden, Stichwort Progression.

    Bsp. (ohne Berücksichtigung von Freibeträgen, SolZ, KiStr):
    Kapitalerträge 1000 EUR, Einkommen vor Kapitalerträge 16000 EUR

    # Variante 1 mit Abgeltungssteuer: 1000 EUR * 25% = 250 EUR ESt für die Kapitalerträge sowie auf das übrige Einkommen von 16000 EUR --> lt. Steuertabelle = 1635 EUR ESt

    # Variante 2 mit (vermeintlicher) "Günstigerbesteuerung":
    17000 (16000+1000) EUR --> lt. Steuertabelle = 1889 EUR ESt

    Der Unterschied (1889-1635 EUR), ausgelöst durch Kapitalerträge, beträgt also 254 EUR (!!!) und damit mehr als bei der Abgeltungssteuer.

    Alle Angaben natürlich ohne Gewähr.

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