Sonntag, 14. Oktober 2012

Europäischer Aktienmarkt legt relative Schwäche ab - Chance für Investoren?

Beinahe täglich ist in den Medien von den wirtschaftlichen Problemen in Europa und speziell in der Eurozone zu hören und lesen. Immer wieder werden Szenarien besprochen, wann Griechenland aus der Eurozone austritt und welche südeuropäischen Staaten von der EZB Hilfe brauchen. Zudem wird in Deutschland Stimmung gegen den Euro gemacht, gepaart mit der Frage warum wir Deutschen denn für alle anderen Länder zahlen müssten. Wir hätten doch bereits genug eigene Probleme. Doch mitten in diesen mehr oder weniger sinnvollen Debatten tut sich am europäischen Aktienmarkt langsam etwas. Die bislang vorhandene relative Schwäche zum US-Aktienmarkt scheint beendet.

Es ist nicht nur meine Meinung, dass nationales Denken in Europa wirtschaftlich nicht erfolgreich sein wird. Im Vergleich zu anderen Kontinenten dieser Welt hat Europa die negativste demographischen Entwicklung. Das bedeutet, nur als Einheit wird Europa auch langfristig noch eine beachtenswerte Rolle in der Weltwirtschaft spielen. Einzelne isolierte Länder würden in wenigen Jahrzehnten in der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Abgesehen von diesen langfristigen Aussichten, gibt es auch in Deutschland und Europa sehr große, global agierende Konzerne, die für Investoren auch weiterhin sehr interessant sein werden.

S&P500 (blau), Nikkei (grün) und EuroStoxx (schwarz) in den
letzten 12 Monaten - (Quelle: www.comdirect.de)
Schauen wir uns die Aktien-Charts der Eurozone EuroStoxx, des breiten US-amerikanischen S&P500 und des japanischen Nikkei im Vergleich der letzten 12 Monate an. Dort ist sehr schön zu sehen, wie die US-Börse klar stärker als der Markt der Eurozone war. Bei einem derartigen Vergleich spielen Währungsschwankungen zwischen Euro, US-Dollar und Japanischen Yen natürlich auch eine Rolle. Aber derart große Unterschiede zwischen den Aktienmärkten lassen sich aus diesem Grund alleine nicht erklären.

Der EuroStoxx lief lange Zeit im Gleichschritt mit dem schwachen Nikkei. Aber während der japanischen Aktien-Index seit dem Sommer 2012 bis heute praktisch unverändert verlief, kann der EuroStoxx seit dem Frühsommer 2012 einen Kursanstieg von fast 25% vorweisen.
S&P500 (blau), Nikkei (grün) und EuroStoxx (schwarz) in den letzten
 6 Monaten - (Quelle: www.comdirect.de)

Schauen wir uns nun die drei Indizes noch einmal im Zeitraum der letzten 6 Monate an. Dort ist nicht nur die deutliche Outperformance des EuroStoxx gegenüber dem Nikkei gut zu sehen. Sondern seit August entwickelte sich der Aktien-Index der Eurozone sogar besser - wenn auch nur leicht - als der US-Aktienmarkt.

Ein Grund ist sicherlich die Ankündigung des EZB-Präsidenten Mario Draghi den Euro und Staaten der Eurozone unbedingt helfen zu wollen. Ein anderer Grund ist der Gewöhnungseffekt. Die vielen schlechten Nachrichten drücken zunächst die Aktienkurse immer weiter nach unten. Bei permanent schlechten Nachrichten gewöhnen sich die Marktteilnehmer aber allmählich an die düsteren Szenarien. Wenn sich dann Sachverhalte als letztendlich weniger schlimm herausstellen oder die bereits bekannten Nachrichten immer nur wiederholt werden, dann beginnt der Aktien-Markt zu steigen.
Trotz des jüngsten Anstiegs ist die Bewertung des Aktien-Index der Eurozone noch immer sehr günstig. Selbst gute und solide geführte Unternehmen sind im Preis teilweise derart heruntergeprügelt worden, dass dort durchaus gute Dividendenzahler zum Schnäppchenpreis zu haben sind.

Wer sich nicht auf die Suche nach Einzel-Aktien machen möchte, kann natürlich auch per ETF an europäischen Dividenden-Titeln partizipieren.

Eurozone:
  • ETFLAB EURO STOXX select dividend 30 (ISIN: DE000ETFL078)
  • iShares EURO STOXX Select Dividend 30 (DE) (ISIN: DE0002635281)

Gesamt-Europa (mit Schweiz, UK oder Norwegen)
  • iShares STOXX Europe Select Dividend 30 (DE) (ISIN: DE0002635299)


Die meisten der hier genannten ETFs sind auf der Seite "Ausschüttungsquoten von ETFs" gelistet und alle finden Sie in der Excel-Datei "ETF Rendite Premium".

Fazit:
Langfristig besteht meiner Meinung nach für den europäischen Wirtschaftsraum weiterhin die Möglichkeit ein ähnliches Schicksal wie Japan zu erleiden. Aber die kurz- und mittelfristigen Aussichten sind für Europa aufgrund der niedrigen Bewertung im Vergleich zu den USA nicht schlechter, möglicherweise sogar leicht besser. Letzteres wurde übrigens auf dem Berliner Börsentag durchaus auch von anderen Marktteilnehmern so gesehen.

1 Kommentar:

  1. Überraschend schüttet der iShares EURO STOXX Select Dividend 30 (DE) (ISIN: DE0002635281) im April 0,1661 Euro aus. In den Jahren zuvor gab es lediglich einmal jährlich im Juli die gesamte Ausschüttung.

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