Montag, 21. Januar 2013

Der wiederstarkte Euro

Ist es Ihnen ebenfalls aufgefallen? In den Medien hört und liest man schon seit längerer Zeit nichts mehr über die hohen Kraftstoffpreise. Im Sommer 2012 "durften" Autofahrer häufig zwischen 1,70 und knapp 1,80 Euro pro Liter Superbenzin bezahlen. Nun liegt der Literpreis bereits seit vielen Wochen zwischen 1,50 und 1,60 Euro, mit eher noch leicht fallender Tendenz. Gründe sind sicher der insgesamt stagnierende Ölpreis, aber vor allem der wiedererstarkte Euro.

Vor rund einem Jahr schrieb ich den Artikel "Bullenflagge und der Euro zeigt bald grandiose Stärke gegenüber dem US-Dollar?" Damals war in den Medien von wirtschaftlich starken USA und einem kränkelnden alten Mann, nämlich Europa, zu lesen. Mir fiel auf, dass das Währungspaar Euro/US-Dollar im längerfristigen Chart ein bisschen an eine sogenannte Bullenflagge erinnerte. Der Euro stand zu dieser Zeit etwa bei 1,30 US-Dollar und nach diesem Chart sollte der Euro noch bis etwa 1,15 US-Dollar zurückgehen. Tatsächlich stoppte er seinen Wertverlust bei knapp unter 1,20 US-Dollar. Gleichzeitig waren Meinungen zu lesen, dass der Euro mindestens bis zur Parität zum US-Dollar fallen würde und ein Zerbrechen des Euro akut bevorstünde.

Ich möchte dies gar nicht weiter kommentieren und lediglich schauen, wo er denn jetzt aktuell im Vergleich zum US-Dollar steht.
Euro/US-Dollar seit 2003
Quelle: www.comdirect.de
Der Bereich um 1,20 US-Dollar scheint eine gewisse Untergrenze für den Euro zu sein (in der Abbildung markiert). Jedenfalls hat er sich bereits deutlich über 1,30 US-Dollar zurückgekämpft. Für ein Eintreffen der Chartformation der Bullenflagge, müsste der Euro über 1,60, anschließend recht flott sogar Richtung 2,00 US-Dollar ansteigen. Das wäre sicherlich noch eine ambitionierte Wegstrecke und aus heutiger Sicht nur schwer vorstellbar.

Vorteile eines starken Euros wären übrigens nicht nur günstige Kraftstoffpreise, sondern es ließe sich außerhalb der Eurozone einen vergleichsweise preiswerten Urlaub verleben.

Nachteil wären höhere Preise von Produkten aus der Eurozone in andere Ländern. Dies könnte durchaus auch die Gewinnmargen der aus der Eurozone heraus exportierenden Unternehmen schmälern.

Als Investor könnte ein steigender Euro die eigene Performance hinter dem Markt zurückbleiben lassen, sofern man zuviele Wertpapiere aus dem US-Dollar-Raum im Portfolio hätte.

Zum Schluss noch eine Übersicht des Euros gegenüber vielen anderen - durchaus als bekannte harte - Währungen in den letzten 6 Monaten. Singapur-Dollar, Australischer Dollar, Kanadischer Dollar, um nur einige zu nennen, hatten gegenüber dem Euro das Nachsehen.

Wertentwicklung des Euro gegenüber anderen Währungen in den
zurückliegenden 6 Monaten - Quelle: www.comdirect.de
Eine Prognose ob und wie weit der Euro gegenüber anderen weltweiten Währungen weiter zulegen kann, ist schwierig. Möglicherweise wird derzeit lediglich das zu starke "Niederprügeln" des Euro vom Sommer 2011 bis Sommer 2012 wieder egalisiert. Aber eines sieht man hier sehr schön, Totgeglaubte - in dem Fall der Euro - leben häufig länger...

Zum Weiterlesen:

4 Kommentare:

  1. Wie schätzen Sie die Wirkung eines starken Euros auf die Schuldensituation der Länder in der EU ein?

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    1. Es wird abzuwarten sein, ob der Euro wirklich an die 1,60 / 2,00 rangeht. Das kann ich mir beim besten willen nicht vorstellen. Hast Du Dir mal die Langfristchart EUR/US-Dollar 12 Jahre angeschaut ?

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  2. @Mark Pfennig: Es gilt m.E. weiterhin, dass der Euro für Staaten wie Griechenland zu stark ist. Alleine - solange sie in der Eurozone bleiben - können sie den Euro ja nicht abwerten.

    @Markos: 2000/2001 stand der Euro um 0,90 US-Dollar. Heute bei über 1,30 US-Dollar. Werte über 1,60 kann ich mir auch nicht recht vorstellen. Aber man darf nicht vergessen, die USA wird den US-Dollar notfalls dafür opfern, damit die Wirtschaft - vor allem der Arbeitsmarkt - wieder richtig in Gang kommt. Von daher scheinen 1,60 auch nicht völlig ausgeschlossen. Wir werden sehen... ;-)

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  3. Interessant. Das habe ich in letzter Zeit tatsächlich ein bisschen aus dem Auge gelassen und die Währungsentwicklung gar nicht groß beachtet. Interessant wird sein, ob sich die Schuldenkrise weiter stabilisiert oder doch noch diverse Länder auf die Liste kommen. Im Grunde auch recht interessant, wer die Wahl in Italien gewinnt!

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