Donnerstag, 4. Juli 2013

Langfristiges Dividendenwachstum, Beispielrechnung bei Johnson&Johnson

Viele Menschen haben noch keinen richtigen Zugang dazu gefunden, was hinter dem Begriff Dividendenwachstum steckt. In der englischen Sprache sagt man zu den Investoren, die sich dieses Vorgehen zu eigen machen "Dividend Growth Investor". Zwar tauchte das Prinzip bereits in früheren Beiträgen auf diesem Blog auf, aber in diesem Artikel möchte ich noch einmal ganz genau an einem Beispiel vorrechnen, welche Power zum langfristigen Vermögensaufbau dahinter steckt. Als Beispiel betrachten wir einen lupenreinen Dividenden-Aristokraten, nämlich den Erzeuger von Gesundheitsprodukten und Pharmazeutika Johnson&Johnson (ISIN: US4781601046).

Die Auswahl des Konzerns erfolgte willkürlich, man hätte auch einen anderen Dividenden-Aristokraten wie zum Beispiel Procter&Gamble oder McDonalds für diese Rechnung heranziehen können. Zur Vermeidung von unnötiger Verwirrung ist die komplette Rechnung in US-Dollar geschehen. Man könnte sich aber statt US-Dollar auch Euro vorstellen, das spielt am Ergebnis kaum eine bis überhaupt keine Rolle. Der betrachtete Zeitraum umfasst zwölf Jahre, also schon langfristig, aber noch nicht so lang, dass einem die Vorstellungskraft dafür fehlt.

Dividendenhistorie von Johnson&Johnson, seit
 vielen Jahren wird die Dividende ohne Unterbrechung
angehoben - Quelle: investor.jnj.com

Start ist der 1.Juli 2001, dort hat unser virtueller Investor "Mr. Money  195 Aktien von Johnson&Johnson zu einem Kurs von 51,19 USD erworben und somit 9.984 USD investiert. Die erste Dividendenausschüttung erfolgte am 11. September 2001 in Höhe von 0,18 USD pro Aktie. Mr. Money wurden 35,10 USD auf sein Konto gutgeschrieben. Wie bei Konzernen in den USA üblich, erfolgen Dividendenausschüttungen im Standardfall quartalsweise und im Dezember 2001 sowie im März 2002 folgten jeweils weitere Ausschüttungen in selbiger Höhe nach.

Im Juni 2002 wurde die Dividendenausschüttung auf 0,205 USD pro Aktie erhöht. Nach einem Jahr und vier Dividendenausschüttungen lag die Dividendenrendite (in dem Fall = yield on cost (YOC)) bei 1,45%. (Zur Erinnerung YOC bedeutet Ertragsrendite bezogen auf den durchschnittlichen Kaufpreis. Mehr dazu im Artikel: Vorteile von Dividenden-Investments)

Beispielrechnung Dividendenwachstum im Fall von Johnson&Johnson.
Grau markiert die Tage, an denen Dividendenausschüttungen reinvestiert,
d.h. neue Aktien erworben wurden. Weitere Erläuterung im Text.

Unmittelbar nach der Ausschüttung im Dezember 2002 waren die Dividendenerträge ausreichend für den Kauf weiterer vier Aktien. Die erste Reinvestition wurde vollzogen. Ab sofort erhielt unserer Investor Mr. Money die Dividende von 199 statt 195 Aktien gutgeschrieben. Die Quartale, an denen Käufe stattfanden sind in der Beispielrechnung grau markiert.

Nach fünf Jahren sind immerhin schon 210 Aktien im Depot und der Ertrag (YOC) liegt bei 2,85%. Allerdings sind das erst 0,2% mehr als wenn man die Dividendenausschüttung nicht reinvestiert, sondern anderweitig verwendet hätte. In der Spalte ganz rechts ist die Dividendenrendite nach einem, fünf, zehn und zwölf Jahren zu sehen. Nach zwölf Jahren sorgt der Dividenden-Aristokrat bereits dafür, dass der jährliche Ertrag basierend auf die einmalige Investition auf 4,8% angewachsen ist. Das ist schon einmal nicht schlecht und es sei daran erinnert: Wir sprechen hier ausschließlich über die Erhöhung des absoluten Dividendenertrags, nicht um Kursbewegungen.

Nach einigen Jahren Reinvestition deutlicher Unterschied
Allerdings - und jetzt sieht man den Unterschied sehr deutlich - erzielte unser Mr. Money sogar schon 6,9% p.a.! Die Quartalsausschüttung hat sich seit 2001 mit 173 USD verfünffacht! Mr. Money könnte nun nach jedem Quartal mindestens zwei neue Aktien kaufen, ohne frisches Kapital dazugeben zu müssen.
In der Rechnung sind keine Ordergebühren enthalten. Mit Ordergebühren würde unser Mr. Money statt 6,9% "nur" 6,84% jährlichen Ertrag erhalten.
Nur am Rande erwähnt sei, dass sich das investierte Kapital - hier im Beisiel 9.984 USD - in diesen betrachteten zwölf Jahren auch aufgrund des Kursanstieges mehr als verdoppelt hätte.


Fazit
Wie wir am Beispiel von Johnson&Johnson gesehen haben, starteten wir mit einer anfänglichen Dividendenrendite von 1,4%, was eher mickrig erscheint. Aber sowohl die ansteigenden Dividendenausschüttungen als auch das Reinvestieren haben dafür gesorgt, dass nach 12 Jahren eine üppige Rendite von fast 7% p.a. bezogen auf die Ausgangsinvestition für den Investor zu erzielen ist.

Mir ging es in diesem Artikel darum zu zeigen, welche Renditepower zutage tritt, wenn man Dividendenerträge bei Aristokraten wieder reinvestiert. Dabei ginge es zumindest theoretisch noch schneller voran. Hier in dem Beispiel wurde lediglich jedes Jahr die Dividendenausschüttung erneut investiert. Das ginge natürlich auch nach jeder Quartalsdividende. Allerdings macht es bekanntermaßen selbst bei Aristokraten - aus Sicht der Riskobegrenzung - wenig Sinn alles verfügbare Geld in eine einzige Aktie zu stecken. Mit 10 bis 15 Dividenden-Aristokraten hätte man allerdings schon einen Grundbau.
Durch Reinvestition lassen sich natürlich auch bei vielen anderen Wertpapieren, bei denen der Ausschüttungsertrag nicht gerade jährlich abnimmt, dieses Prinzip erfolgreich anwenden. Bei Investments mit stetig zunehmendem Ertrag spielen im Laufe der Zeit natürlich beide Komponenten eine wichtige Rolle für ein profitables Ergebnis, wie die Rechnung oben zeigt. Der Effekt des Zinseszins kommt hier voll zur Geltung.

Natürlich lebt man aus finanzieller Sicht nicht nur in der Zukunft. Wenn man ständig für die Zeit in 10 bis 20 Jahren lebt, dann könnte das Leben schneller vorbei sein als man eigentlich geplant hatte. Deswegen ist es meiner Einschätzung nach ebenso wichtig zu schauen, ob aus der Sicht der nächsten Jahre hohe Renditen zu erzielen sind. Denn in einem Zeitraum von etwa 10 Jahren oder etwas darüber hinaus, sind die High Yield - Wertpapiere die ertragreicheren. Auf den Seiten Ausschüttungsquoten von ETFs und High Yield/Dividend Depot sind neben Aristokraten-ETFs vor allem auch viele ETFs mit einer aktuell hohen Ertragsausschüttung.

Erst wenn es richtig langfristig über 15 oder 20 Jahre geht, scheinen Dividenden-Aristokraten - ob ein Bündel aus Einzel-Aktien oder als ETF - die profitablere Wahl zu sein. Dies auch deswegen, weil "High Yielder" die hohe Ausschüttungsrendite von 8 oder sogar über 10% in der Regel nicht viele Jahre halten können.
Daher habe ich vor ein paar Wochen einen Artikel veröffentlicht, bei dem das langfristige Dividendenwachstum und hohe aktuelle Dividendenrenditen am besten kombiniert werden sollten, um von beiden Vorteilen zu profitieren.

Zum Weiterlesen:

7 Kommentare:

  1. Da in Deiner Berechnung der Kursänderung nicht berücksichtigt wird, möchte ich meine Berechnungsmethode vorstellen:

    Endkapital am 30. 06. 2013 = 263 Aktien zum Kurs von 84,70 USD = Gesamtwert 22.276 USD
    Anfangskapital 01. 07. 2001 = 195 Aktien zum Kurs von 51,20 USD = Gesamtwert 9.984 USD
    Gesamtertrag für die Periode 01. 07. 2001 - 30. 06. 2013 = (22.276 - 9.984) 12.292 USD
    entspricht (bezogen auf das Anfangskapital) 122,92%
    Dauer: 01. 07. 2001 - 30. 06. 2013 = 12 Jahre
    somit (122,92/12) 10,24 % p.a.

    Natürlich wurde die durchschnittliche Wertsteigerung nicht in jedem Jahr erzielt. Die Berechnungsmethode soll es nur ermöglichen, die tatsächliche Wertsteigerung einer Anlage (einschl. der ausgeschütteten Div.) zu erfassen und mit einer anderen Geldanlage (mit einem anderen Anlagezeitraum) zu vergleichen.

    PS: Korrekterweise hätte man die letzte Dividendenzahlung nicht erfassen müssen. Darauf habe ich aus Vereinfachungsgründen verzichtet.

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  2. Hallo Kaunlaran,
    Deinen Ansatz finde ich grundsätzlich richtig und nachhaltig immer beides im Blick zu haben.
    Rendite=(Wertsteigerung+Dividende)
    Aber:
    122,92/12 ist in diesem Fall leider nicht 10,24% p. a. wenn man es mit einer "normalen" Anlage vergleichen will
    Du meinst aufgerundet 6,92% p. a.(was in den besagten Jahren nicht schlecht ist)
    (Probe: 9.984 x ( 1,0692) Hoch 12 = rund 22.276)
    (Probe: 9.984 x (1,1024) Hoch 12 = 32.164,32) also eher nicht
    Hoffe alle Klarheiten beseitigt zu haben.
    Svenglückspilz

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  3. Hallo Kaunlaran und Svenglückspilz, danke fürs Nachrechnen.

    Zum einen habe ich wirklich einen kleinen Fehler in der Betrachtung. Die Ausgangssumme beträgt in der Tat 9.984 USD nicht 10.033 USD. Ich weiß nicht wie ich darauf gekommen bin, ist im Artikel geändert.

    Richtig, die Rendite pro Jahr beträgt 6,92%, was sich mit dem http://www.zinsen-berechnen.de/zinsrechner.php am schnellsten nachrechnen lässt.

    Noch kurz ein Wort zu den Kurssteigerungen. Natürlich hatte ich bei dieser Rechnung die Kursveränderung mit berechnet, sie aber nur quasi in einem Nebensatz erwähnt. Hier wollte ich den Blick rein auf die Ertragsrendite richten, weil diese viele in dieser Form noch nicht erkannt bzw. verinnerlicht haben.

    Solange die Dividende angehoben wird, ist es sogar günstiger, wenn der Kurs gar nicht so stark steigt (oder eine Weile seitwärts läuft), denn dann erhält man bei der Reinvestition mehr Anteile an Aktien (oder ETFs).

    VG
    Lars

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  4. „Man könnte sich aber statt US-Dollar auch Euro vorstellen, das spielt am Ergebnis kaum eine bis überhaupt keine Rolle“

    Wechselkurs 1. Juli 2001 0,84985 $/€
    Wechselkurs 11. Juni 2013 1,3311 $/€

    1.7.01 9.984$=11.748€
    11.6.13 22.276$=16.735€

    Der Wertzuwachs in € beträgt also nur 4.987€, was ca. 3% Rendite p.a. entspricht.
    Es spielt also eine gravierende Rolle, ob ich in Fremdwährung oder € rechne.
    Und dem sollte man sich stets bewusst sein. Ich glaube aber, dass sich kaum jemand darüber im klaren ist, welche zum Teil enormen Fremdwährungsrisiken z.B. auch in zahlreichen ETFs stecken, die vor allem auch bei Privatpersionen sehr beliebt sind.

    Generell finde ich solche ex-post Analysen bezogen auf ein einzelnes Unternehmen sehr fragwürdig, weil sie einem enormen Survivorship bias ausgesetzt sind. Soll heißen, sie suchen sich jetzt natürlich ein Unternehmen aus, bei dem es rückwirkend betrachtet gut gegangen ist.

    Es gibt sicherlich zahlreiche Unternehmen, die in 2001 als ach so tolle Aristokraten gefeiert wurden und heute 12 Jahre später gar nicht mehr existieren, da sie insolvent gegangen sind oder zerschlagen wurden oder einfach diesen Status nicht halten konnten, warum auch immer, siehe E.ON oder RWE.

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    1. Ich finde es prima, wenn mich Leser auf potentielle Missverständnisse hinweisen.
      Meine Aussage zu Dollar oder Euro hatten eigentlich nichts mit Währungsrisiken im Sinn gehabt, sondern meine Absicht war bei dieser Beispielrechnung bei einer einheitlichen Währung zu bleiben.

      Genauso wenig war es meine Absicht hier Lobeshymnen über Johnson&Johnson auszusprechen - obwohl das Unternehmen es vielleicht sogar verdient hätte - als auch jemanden das Anlegen von Geld in eine einzige Aktie schmackhaft zu machen. Daher stehen im Artikel seit der Veröffentlichung folgende beiden Textpassagen:

      "Die Auswahl des Konzerns erfolgte willkürlich, man hätte auch einen anderen Dividenden-Aristokraten wie zum Beispiel Procter&Gamble oder McDonalds für diese Rechnung heranziehen können."

      und

      "Allerdings macht es bekanntermaßen selbst bei Aristokraten - aus Sicht der Riskobegrenzung - wenig Sinn alles verfügbare Geld in eine einzige Aktie zu stecken."

      Gerade weil die Diversifikation von Investments in meinen Augen so wichtig ist, gab es bereits gesonderte Artikel zu diesem Thema.

      Und damit kommen wir wieder zurück zur Anmerkung der Währungsrisiken. Eine Form der Diversifizierung ist sich Einzel-Aktien aus verschiedenen Währungszonen ins Depot zu legen oder einen ETF, der auf mehrere unterschiedliche Währungen zurückgreift.

      Nun hoffe ich alle Missverständnisse aus dem Raum geschaffen zu haben. :-)

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    2. Ja, aber darum geht es ja. Ich kann ja nicht eine Beispielrechnung in Fremdwährung machen und dabei das Fremdwährungsrisiko ignorieren. Was nutzt es mir, vor 12 Jahren in J&J Geld angelegt zu haben und eine tolle Rendite in US$ erzielt zu haben, wenn davon nach Umrechnung in Euro nicht einmal mehr die Hälfte davon übrig bleibt. Man hätteproblemlos im selben Zeitraum mehr als 3% p.a. nur durch Verwendung von Tages- und Festgelder erzielen können, ohne dass man einem Aktienpreisrisiko und Fremdwährungsrisiko ausgesetzt gewesen wäre.

      Und die Auswahl von J&J war eben nicht willkürlich. Sie haben diese Aktie gewählt, weil sie mit ihr in einer ex-post Betrachtung das zeigen konnten, was sie zeigen wollten. Wäre es mit J&J nicht möglich gewesen, hätten sie das Unternehmen nicht gewählt und somit war es keine willkürliche Auswahl

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  5. man darf aber auch nicht vergessen, dass ein Währungsrisiko auch immer eine Währungschance ist. Insofern hat man ja keine andere Möglichkeit, als das erst einmal auszuklammern, wenn man den hier betrachteten Aspekt betrachten möchte. Genauso könnte man ja unter den Artikel schreiben: "Und jetzt stellen Sie sich vor, wie viel besser die Rechnung aussieht, wenn die Eurozone den Bach runter geht und der Euro nichts mehr wert ist - dann hat man noch 50% Währungsgewinne".


    Die Auswahl von J&J ist natürlich nicht willkürlich, ich glaube es war eher gemeint, dass es ein willkürlich gewählter "Aristokrat" ist. Und ich glaube, die kann man, wenn man die Technikbranche ausblendet, als recht stabil betrachten. Und wenn dann doch mal einer ausfällt, kompensiert das eben ein anderer "Aristokrat" über :)


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